Früher war übrigens tatsächlich "mehr Lametta" und damit meine ich nicht nur die in einem der hintersten Kellerschränke in eine Tüte gestopften güldenen Fäden, sondern generell mehr vorweihnachtlichen Zauber und Magie. Geht man abends durch die Straßen, sind die meisten Häuser finster, da nehme ich meins gar nicht raus. Zwar habe ich einen schönen Stern zur Straße hin, vergesse jedoch oft grundlos ihn einzustecken. Geschämt hätte ich mich noch vor ein paar Jahren, als überall Lichterketten oder sonstige Beleuchtungen die Wohngegenden fluteten, auch wenn es bloß Oma's alter Schwippbogen mit Wackelkontakt war. Darüber wurde schon leicht die Nase gerümpft, ähnlich oder schlimmer war es bei diesen blauen Gummi-Schläuchen, die so furchtbar geschmacklos und wenig besinnlich daherkamen. Mit meiner Mutter bin ich gerne bei Einbruch der Dunkelheit herumgefahren, Beleuchtungstour haben wir das genannt, mein absolutes Highlight im Advent. Es gab einige besonders stark hergerichtete Anwesen, die teilweise in der örtlichen Zeitung ausgerufen waren und ehrenvoll gekürt wurden. Diese Häuser standen entsprechend ganz oben auf der Liste unserer Ziele. Irgendwie schade, dass sich das geändert hat, obwohl deutlich mehr Menschen hier wohnen, vor allem in den Neubaugebieten, mit vielen kleinen Kindern. Meine Lichterkette im zweiten Stock funktioniert anlässlich dessen auch nicht mehr, den Weihnachtsmann, der das Fenstergitter herunterklettern soll, habe ich seit Jahren nur in Plastik gehüllt im Keller vorgefunden. Vielleicht wage ich später den ersten Schritt und entlasse ihn endlich wieder raus in die Freiheit.
