♥-lich willkommen auf meinem Blog. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich heiße Lena und komme aus Hessen. Ich hoffe euch gefallen meine Posts.

Montag, 6. November 2023

Alte Wunden

Ungelogen, mein spätes Teenager-Ich hatte eine beschissene problembelastete Zeit mit allen Krisen, die man sich nur ausmalen kann. Damals, als wohl andere ungehemmt begonnen haben sich ohne große Gedanken an morgen auszuleben, saß ich auf den Scherben eines jahrelangen Familienstreits und war auf mich gestellt. Obendrein folgte ein holpriger Start in der Uni, gänzlich ohne Plan wie ich mein Leben weiterführen möchte, denn ich hatte kaum greifbare Ziele, hegte aber tief in mir den Wunsch zumindest irgendwie neu anzufangen; Menschen kennenzulernen, die mir frischen Input geben würden und mir abseits von allen bisherigen Geschichten vielleicht am Rande noch dazu verhelfen mich selbst zu verwirklichen oder mir wenigstens eine grobe Richtung dafür weisen. Doch erstmal brach ein Abschnitt an, der mich sehr lange rastlos fühlen ließ, das ständige Stehen unter Erfolgsdruck plus Dauerstress wurde zur Gewohnheit und im Endeffekt war der Fokus natürlich auf die eher "unplanmäßigen" Themen gerichtet, denen man sich prioritär zu den früheren Phantasien widmen musste. Als das Ganze halbwegs nachgelassen hat, wovon ich heute noch nicht final überzeugt bin, war ich im Grunde schon Mitte zwanzig. Manch einer heilt in dieser Phase sein inneres Kind, ich nahm mich einer unglücklichen Fast-Erwachsenen an, die bisher wenige Möglichkeiten hatte außer einfach durchzuhalten. 

Ich ging also nach und nach die liegengebliebenen oder nicht zu Ende gedachten Angelegenheiten an; meldete mich bei verschiedenen Personen aus der Vergangenheit, kittete Beziehungen oder brach endgültig Brücken ab, versuchte darüber hinaus meine Mutter besten Gewissens in den Dingen zu vertreten, für die ich einst doch noch nicht reif genug gewesen bin. Setzte mich dabei unbekannten Risiken inklusive Sicherheitsverlust aus, lebte durch etliche niederschmetternde Tage und letztlich, da fand ich wirklich zurück zu der Lena, die ich mit achtzehn, neunzehn immer gerne sein wollte, für die ich mich einst zu untalentiert hielt, zu unschön oder schlicht zu wenig reflektiert. Mir war es dabei völlig egal, wer etwas mit meinen Entscheidungen anfangen konnte, meine Prämisse lautete: Solange es Sie glücklich machte, tat ich es sowieso. Trotz des Hauchs von Eitelkeit bekomme ich nach wie vor viel Bestätigung für mein auf mich bedachtes Handeln, Leute bringen einem Freundschaft entgegen, von denen ich es nicht erwartet habe und ich verbringe eine ausgesprochen gute Zeit, die man mir nicht leicht nehmen kann. Dennoch halte ich den Prozess für nicht vollkommen abgeschlossen und befürchte, dass ihr bald schon lesen werdet wie meinem Teenager-Ich nachträglich das Herz gebrochen wird.  

Man sagt, Zeit heilt alle Wunden,
doch hab ich in all den Stunden,
die Zeit noch nicht gefunden.