♥-lich willkommen auf meinem Blog. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich heiße Lena und komme aus Hessen. Ich hoffe euch gefallen meine Posts.

Dienstag, 25. Juli 2023

erste Male

Erste Male sind begrenzt, andererseits widersetzen sie sich ihrem eigentlichen Wortsinn, so viel ist sicher. Doch sind sie wirklich auf ein jugendlichen Entwicklungsstadium festgelegt oder verlieren wir irgendwann schlicht das Bewusstsein darüber? Fangen wir von vorne an, meine Überlegung gilt nun dem ersten Wort, welches ein Kind spricht und damit seine Eltern überrascht: Ist es wichtiger, als die restlichen Laute, die bis zum letzten Atemzug von sich gegeben werden? Vielleicht sind besonders die ersten und letzten Aussprüche relevant, jedenfalls suggeriert die Gesellschaft gerade das. Doch wie sieht es aus, wenn ein Mensch das erste Mal ein Wort der Kritik ertragen muss, ein Wort des Abschieds, ein Wort der Leidenschaft oder der Sehnsucht vernimmt? Wie fühlt es sich an, das erste Mal aus einem vertrauten Mund "ich liebe dich" zu hören, wie "ich vermisse dich", wie "ich hasse dich", "ich verlasse dich"? Zum ersten Mal wissen, dass es ernst gemeint ist? Nehmen wir als nächsten Beispiel den ersten Kuss, definitiv etwas, das tief in die Erinnerung eines jeden eingebrannt sein dürfte. Manch einer erinnert sich, welche Kleidung er getragen oder wie schüchtern er da gestanden hat, wie das Wetter war und wo die Eltern zu dem Zeitpunkt fernab gewesen sind. Aber was ist mit dem ersten Gute-Nacht-Kuss, mit dem, der einen nach langem Arbeitstag zuhause empfängt, dem des besten Freundes auf die Stirn oder auch jenem, welcher das Ergebnis des Sich-Ausprobierens betrunken in einer verrauchten Bar abbildet? 

Oft erlischt die Aufregung des Neuen sobald sich die Gewohnheit einstellt, daher sind erste Male tatsächlich prägend und regelrechte Aufhänger im Leben, sowie Ziele spannender Herausforderungen; u.a. der erste Flug, das erste Mal am Meer, der erste Marathonlauf... Des Weiteren stehen erste Male gleichermaßen für Neuanfänge und Richtungswechsel, die uns die Illusion geben von heute auf morgen als neue Menschen aufzuwachen, mit neuen Erfahrungen die restliche Lebenszeit zu bestreiten, sich jeden Tag neu zu erfinden und zu entscheiden was oder wer man sein will. Es ist demnach viel Selbstdefinition, die mit dem "Erreichen" von ersten Malen einhergeht, weshalb häufig melancholisch auf sie zurückgeschaut wird. Mein erstes Haustier war eine Katze, mein erstes Kuscheltier ein Lämmchen, noch heute ziehe ich Rückschlüsse aus unbedeutenden Fakten wie diesen. Sicher lässt sich bei solchen Dingen anders als bei sozialen ersten Malen keine große Wichtigkeit untermauern, doch im Kopf geblieben sind sie dennoch. Ich glaube erste Male sind wichtig, weil sie einen Ausgangspunkt bilden um über uns nachzudenken, um eine Basis bzw. einen Ansatz zu finden, insoweit verdienen sie ihre positive Konnotation. Versteifen wir uns wiederum zu sehr auf sie, bergen sie die Gefahr Unumstößlichkeiten zu schaffen, die für einen gesunden natürlichen Zyklus hinderlich sind. Welche Entwicklung und Wandlung lässt sich von einem ersten Mal ableiten? Erste Male sind primär Vorstöße, Überwindungen und Ausdrücke eines Verständnisses von relevanten Ereignissen innerhalb der eigenen Existenz. Sie sollten keine endgültige Messlatte setzen oder Schicksale besiegeln und wenn, dann würde ihnen kein Abbruch getan werden durch einen mehr inflationären Gebrauch. Vielleicht ist man nicht die erste Liebe des neuen Partners, aber man kann dennoch die erste Person sein, die eine andere derart tief berührt hat, die erste, die ungeteiltes Vertrauen schenkt oder die, welche das erste Mal dem Freund richtig zugehört hat. Genauso ist nicht immer ist die erste Prüfung im Leben die härteste. Ausschlaggebend ist mit welchem Blick wir in der Lage sind auch den Alltag als täglich neue Chance wahrzunehmen, ohne dabei Situationen ohne Label unterzuordnen und als bloße Repetitionen von bereits Erlebtem zu degradieren.