♥-lich willkommen auf meinem Blog. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich heiße Lena und komme aus Hessen. Ich hoffe euch gefallen meine Posts.

Montag, 28. November 2022

Notizen

Letztens habe ich als kleinen Spaß einen Post geteilt, in welchem stand, dass meine Notizen-App auf dem Handy jeden Fremden schnell verschrecken würde. Es ist lustig, aber es ist auch wahr. Vielleicht erzähle ich euch heute einfach kurz warum. Generell bin ich natürlich ein Mensch, der viele Erinnerungen sammelt und sie gerne immer bei sich hat, überall und jederzeit abrufbar. Dann habe ich bereits erwähnt, dass ich gewisse Gedanken und Thematiken privat halte und zwar ohne auch nur einen guten Freund daran teilhaben zu lassen. Nun gibt es zudem oftmals Phasen, in denen ich mich monatelang dazu entscheide mit niemandem zu reden, weshalb eine Niederschrift der Dinge für mich sinnvoll erscheint, besonders, wenn eine Angelegenheit bisher unzureichend Struktur in meinem Kopf besitzt und ein Weiterspinnen benötigt. Ich komme dann mit Vergnügen darauf zurück und arbeite daran bis mir die Darstellung genügend zusagt. Eine Sache, die ich häufig anfertige, ist die altbewährte Liste, es gibt wirklich einige davon, z.B. auf welchen Konzerten ich gewesen bin in alphabetischer Folge oder wer mir über die letzten Jahre zum Geburtstag gratuliert hat. Manchmal auch der simple Einkaufszettel oder eine ausführliche Pro-Contra-Argumentation zu bevorstehenden Entscheidungen. Meine liebste enthält Filme nach Güte und Genres sortiert, ein weiterer Favorit besteht aus Worten, die keine mögliche Übersetzung aus dem Deutschen heraus aufweisen. Ich habe noch schier unzählige mit Sprüchen und Zitaten, meistens sind sie aus Tumblr oder aus Bücher entnommen. Das sind wohl die ältesten Vermerke. Generell ordne ich eine beachtliche Menge der Überkategorie "Texte" zu, ein paar habe ich als 2-Uhr-Nachts-Gedichte veröffentlicht und tatsächlich ist der Titel kongruent mit ihrer Entstehungszeit, weil ich meistens mitten in den frühsten Morgenstunden zu irgendwelchen Erkenntnissen gelange, die nicht bis Sonnenaufgang warten können. Der Großteil ist allerdings deutlich ausformulierter, also ähnlicher zu meinen geläufigen Blogeinträgen, ab und an sogar die Basis davon, dennoch kleinteiliger. Oft sind es einzelne Verse, die wie ein Puzzle eines Tages ein Bild zu einem Leitmotiv ergeben oder eben auch nicht und stattdessen im Raum herumschwirren ohne eindeutigen Bezug. Zwei dieser kleinen unbedeutenden Dinge, die mich heute beim Lesen glücklich gemacht haben, waren:

[...] Jemand aus der Runde schien unser Verhalten professionell beobachtet zu haben und war schließlich zu folgendem Ergebnis gekommen: "Merkt ihr das nicht? Immer wenn einer lacht fängt der andere auch an zu lächeln."

[...] Es ist Mitternacht, mal früher oder später, ich weiß es nie genau, aber wenn ich zurückkomme wird es langsam hell werden. Trotzdem hört man dich bei der Kälte kein einziges Mal murren, obwohl ich dir nichts außer meiner Anwesenheit bieten kann, nicht mal eine funktionierende Heizung. Du kommst gerne zu mir, hauptsache wir verbringen Zeit miteinander.

Früher gab es eine Internetseite, auf der eine junge Frau ihre "Gedankenfetzen" hinterließ, für ein Buch, das sie wohlmöglich nie schreiben würde, das hat mich nachdrücklich sehr fasziniert, obwohl ich nicht glaube, irgendwann diese ellenlange Verkettung selbst zu wagen. Einige Notizen, die den Beispielen nahekommen, sind im Zuge eines Monologs entstanden, eigentlich ein geplanter Dialog, doch die angesprochene Person ist nicht (mehr) in der Lage zuzuhören oder das alles gerade zu lesen. Bei manchen ist der Adressat verstorben und ich halte eine fiktive Verbindung aufrecht, die der im damaligen Leben entsprach, bei anderen wiederum wird es zumindest einige Jahre dauern bis es angebracht ist das Geschriebene zu teilen. Die Idee lehnt an etwas, das ich schon sehr lange mache und leider lange nicht mehr gemacht habe; früher, in Briefform habe ich mir Nachrichten geschickt, den Umschlag mit einem präzisen zukünftigen Datum versehen und um ein Öffnen genau dann gebeten. Der erste unter ihnen stammt aus 2010, anschauen durfte ich ihn mir an meinem sechzehnten Geburtstag und das habe ich getan. Der Inhalt bot im Übrigen Fragen zum aktuellen Lebensabschnitt und eine detaillierte Darlegung der Vergangenheit und ihrer Umstände. Diese gewissen Aufzeichnungen erinnern mich daran. Irgendwann werde ich sie ganz sicher den dazugehörigen Menschen vor die Nase halten, mit allem Ungeschönten, was ich zu einer bestimmten Zeit zu sagen hatte. Etliche "Gespräche" dauern bereits über lange Perioden an, halten Ereignisse fest, ein bisschen wie ein Tagebuch bloß mit den wichtigsten Seiten. Jedenfalls halte ich sie für das, was nicht verpasst oder vergessen werden darf, was eben bald wichtig sein könnte. Es mag holprig klingen, doch ich bedenke viele Leute sehr regelmäßig, nur macht es keinen Sinn vor ihnen das Geschriebene im aktuellen Kontext loszuwerden, dafür habe ich meine Gründe und mein Schweigen. Etwas, das in meinem Leben Beachtung oder sogar einen solchen Eintrag verdient, impliziert noch lange nicht, dass es sich bei einem Dritten ähnlich gestaltet und wenn doch, ist ja zum Glück nichts davon verloren gegangen. Noch nie.