[...] Jemand aus der Runde schien unser Verhalten professionell beobachtet zu haben und war schließlich zu folgendem Ergebnis gekommen: "Merkt ihr das nicht? Immer wenn einer lacht fängt der andere auch an zu lächeln."[...] Es ist Mitternacht, mal früher oder später, ich weiß es nie genau, aber wenn ich zurückkomme wird es langsam hell werden. Trotzdem hört man dich bei der Kälte kein einziges Mal murren, obwohl ich dir nichts außer meiner Anwesenheit bieten kann, nicht mal eine funktionierende Heizung. Du kommst gerne zu mir, hauptsache wir verbringen Zeit miteinander.
Früher gab es eine Internetseite, auf der eine junge Frau ihre "Gedankenfetzen" hinterließ, für ein Buch, das sie wohlmöglich nie schreiben würde, das hat mich nachdrücklich sehr fasziniert, obwohl ich nicht glaube, irgendwann diese ellenlange Verkettung selbst zu wagen. Einige Notizen, die den Beispielen nahekommen, sind im Zuge eines Monologs entstanden, eigentlich ein geplanter Dialog, doch die angesprochene Person ist nicht (mehr) in der Lage zuzuhören oder das alles gerade zu lesen. Bei manchen ist der Adressat verstorben und ich halte eine fiktive Verbindung aufrecht, die der im damaligen Leben entsprach, bei anderen wiederum wird es zumindest einige Jahre dauern bis es angebracht ist das Geschriebene zu teilen. Die Idee lehnt an etwas, das ich schon sehr lange mache und leider lange nicht mehr gemacht habe; früher, in Briefform habe ich mir Nachrichten geschickt, den Umschlag mit einem präzisen zukünftigen Datum versehen und um ein Öffnen genau dann gebeten. Der erste unter ihnen stammt aus 2010, anschauen durfte ich ihn mir an meinem sechzehnten Geburtstag und das habe ich getan. Der Inhalt bot im Übrigen Fragen zum aktuellen Lebensabschnitt und eine detaillierte Darlegung der Vergangenheit und ihrer Umstände. Diese gewissen Aufzeichnungen erinnern mich daran. Irgendwann werde ich sie ganz sicher den dazugehörigen Menschen vor die Nase halten, mit allem Ungeschönten, was ich zu einer bestimmten Zeit zu sagen hatte. Etliche "Gespräche" dauern bereits über lange Perioden an, halten Ereignisse fest, ein bisschen wie ein Tagebuch bloß mit den wichtigsten Seiten. Jedenfalls halte ich sie für das, was nicht verpasst oder vergessen werden darf, was eben bald wichtig sein könnte. Es mag holprig klingen, doch ich bedenke viele Leute sehr regelmäßig, nur macht es keinen Sinn vor ihnen das Geschriebene im aktuellen Kontext loszuwerden, dafür habe ich meine Gründe und mein Schweigen. Etwas, das in meinem Leben Beachtung oder sogar einen solchen Eintrag verdient, impliziert noch lange nicht, dass es sich bei einem Dritten ähnlich gestaltet und wenn doch, ist ja zum Glück nichts davon verloren gegangen. Noch nie.