♥-lich willkommen auf meinem Blog. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich heiße Lena und komme aus Hessen. Ich hoffe euch gefallen meine Posts.

Freitag, 14. Oktober 2022

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Eine Frage, die mich seit ich zurückdenken kann begleitet und die auch ich mir selbst immer wieder stelle, ist die nach meinen Emotionen. Auf meinem Blog könnt ihr lesen, wie ich mit ihnen sehr offen umgehe, mich ihnen stelle und sie schlussendlich verarbeite, dazu habe ich ihn damals auch angelegt. Aber wenn ihr mich aus dem Alltag oder sonstig "echten" Leben kennt, kann ich Verwunderung verstehen bezüglich meiner sonst eher kalten, neutralen und rationalen Fassade. Wahrscheinlich würde man mich als ruhig und ausgeglichen beschreiben, was sich dadurch begründet, dass ich selten emotionale Ausbrüche habe, weder in die positive noch in die negative Richtung. Einmal habe ich sogar gehört, dass ich für introvertiert gehalten wurde, aber das ist nicht wahr. Ziemlich gut sogar kann ich darüber erzählen, was mich beschäftigt oder was mir alles schon in meinem Leben widerfahren ist, meist mit einem dramaturgisch angepassten Lächeln oder ernster Miene. Doch was fehlt sind meistens diese rohen Gefühle, die man an manchen Stellen erwarten würde, ein situatives Weinen, wenn es mir schlecht geht, ärgerliches Stirnrunzeln bei einer schlechten Note, ein spontaner Ausdruck von Liebe meinem Partner gegenüber, eine herzliche Umarmung einer überraschenden Begegnung. Sowas ist selten, jedenfalls kann ich mich an keine Gelegenheit erinnern, in der ich dies für vernünftig hielt. Was ist das also für ein seltsames Bedürfnis, das ich über das Schreiben kompensiere? Ob es nun tiefgründige Texte sind oder Gedichte, nichts davon kommt von Ungefähr. Ich habe in den letzten Wochen in mich gehorcht und glaube eine präsentable Antwort gefunden zu haben. 

Ich erzähle nur ab und zu von meiner Kindheit, da nichts Spektakuläres passiert ist, weshalb sie mich großartig im Hier und Jetzt beschäftigen sollte. Aber eine Sache, die mir beim Durchgucken alter Fotos bereits aufgefallen ist, sind die wenigen Szenen mit meiner Familie, die wirklich eine emotionale Nähe gespiegelt haben. Es war wohl so, dass ich schon seit Beginn meines Daseins wenig auf dem Arm gehalten werden wollte, wenn dann von meiner Mutter, ansonsten habe ich viel geweint. Ein bisschen hat sich das durchgezogen, eine kleine Distanz zwischen mir und den anderen, nichts merklich Schlechtes, aber sie ist heute noch da. Wie gesagt, ich rede viel, wenn der Tag lang ist, tatsächlich rede ich mit meiner Tante, Onkel oder meinem Cousin über alles, mehr als das Übliche, was einer von euch seinen Eltern anvertrauen würde. Doch das ändert nichts daran, dass ich leicht unterkühlt im Umgang mit ihnen verbleibe, ein Händedruck am Geburtstag, das reicht vollkommen. "So war es halt", mehr kann ich euch dazu gar nicht ausführen, ich denke jede Sozialisierung hat Vor- und Nachteile, es ist bloß eine Feststellung. Ich habe mir auch oft verboten, mich gefühlsmäßig nach außen hin zu öffnen, das hat viele Gründe, der wichtigste ist wohl Selbstschutz, ein valider Mechanismus um z.B. mit einem Todesfall umzugehen oder mit einer zwischenmenschlichen Enttäuschung. Gerade in solchen Momenten, vielleicht vor den Augen von Beobachtern, möchte man keine Schwäche zeigen oder sich verletzlich machen, was wirft das auch für ein Licht auf einen als Person? Eigentlich ein sehr menschliches, aber ich glaube jeder versteht, wieso manchmal die Egal-Haltung und das implizierte Stark-Sein angebrachter sind. Wirklich die größten Krisen habe ich quasi unbeschadet überstanden. Aber das liegt ebenso an diesem Ausgleich, ob online oder in Tagebüchern, meine Emotionen habe ich innerlich sicher nicht "einfach abgestellt". Aber es wirkt auf mein Umfeld so, ich verstehe das, aber warum sollte ich weniger unter etwas leiden, als einer von euch?

Den nächsten Punkt nenne ich Freundschaft, denn auf diese hat meine Art ein wenig abgefärbt, zwar sind intensive Gespräche mit mir jederzeit möglich, allerdings halte ich alles im Stile dieses Blogs extrem neutral. Ich würde beispielsweise nicht mit jemandem unter Tränen über eine Trennung sprechen und erwarten für ein paar Minuten fest umarmt zu werden. Stattdessen würde ich versuchen  rational rechtfertigbare Aspekte anzuführen und hoffen, eine nachvollziehende wohlwollende Reaktion zu erhalten. Was es für mich schwer macht Freunde zu finden ist damit ziemlich sicher verknüpft. Man ist sich nahe auf geistiger Ebene, das gelingt mir meistens, aber vom Herzen meilenweit entfernt, weshalb der Großteil meiner Bekanntschaften simpel austauschbar ist. Das will ich aber nicht, ich möchte ausschließlich bedeutungsvolle Kontakte, das erwähne ich hier auch ständig. Muss ich mich dafür ändern? Mutmaßlich ja, jedoch darf man nicht vergessen, dass vieles von mir schlicht Reaktionen auf das Verhalten anderer sind. Ablehnung, Missachtung, Respektverlust usw. sind Faktoren, die mich distanziert sein lassen und mehr als einen Anlauf in eine emotionale Richtung würde ich nicht in Kauf nehmen. Da steht mir einfach meine Würde zu sehr im Weg, welche eine geeignete Überleitung für den Beziehungs-Part ist. Meine Vorstellung von Liebe und Zuneigung wurzelt auf meinem Konzept von Partnerschaft, denn da erlaube ich mir offenkündige Gefühle noch am wahrscheinlichsten. I believe in love because of the way I love. Bin mir unsicher, ob ich das Zitat richtig wiedergebe, aber die Botschaft darin sollte klar sein. Wenn man aber kurz gesagt wenig liebevoll herangewachsen ist, auch in engen Freundschaften nicht über eine gewisse Ebene hinauskommt, wirkt das unter Umständen befremdlich. Trotzdem, ich habe durch eine Beziehung am ehesten verstanden, wie es sein könnte, wenn innere Darlegung zur positive Erwiderung führt. Ich mag das Idealisieren davon sehr gerne, dazu kommt, dass ich es auch total liebe in der Literatur über Romantik und Co. zu lesen oder mich in Filme und entsprechende Musik hinein zu fühlen, also gänzlich fern sind mir diese Dinge gewiss nicht. 

Jetzt muss das obligatorische Aber kommen. Auch wenn der Anfang von Beziehungen meist schön ist, vielleicht sogar noch die Mitte bei ausreichend aufgebautem Vertrauen, irgendwann kommt der Punkt der Verletzung, vor der ich mich lange zu schützen versucht habe bzw. es noch tue. Und mit den großen Enttäuschungen kam stets die Kälte, das soll weniger melancholisch klingen, als es den Anschein hat und heißt nicht, die Verbindung gleich aufgeben zu müssen. Ich habe aber in meiner Weise darauf reagiert und mich zurückgezogen, ich habe meine weiche Seite nicht mehr gezeigt. Teilweise bin ich steil auf den Nullpunkt zu gegangen, hab meine Blicke demonstrativ abgewandt und selbst zufällige Berührungen vermieden. Es hat auch etwas mit meinem Selbstwertgefühl zu tun, andernfalls befürchte ich mich nicht mehr ernst nehmen zu können, geschweige denn Dritte. Meine Moral befiehlt mir konsequent zu sein, nicht wieder verzeihlich zu werden, nicht mal bei dem Menschen, den ich liebe. Also, es ist richtig, wenn man mich draußen sieht und meint, dass ich sehr nüchtern wirke und mir nie etwas anmerken lasse. Ich will mich niemandem "aussetzen", der es nicht gut mit mir meint, der mich nicht zu schätzen weiß, mir nicht das selbe Maß entgegenbringt. All das ergibt keinen Sinn für mich. Doch wünsche ich mir, dass alles komplett gegensätzlich wird in der Zukunft. Dass ich nochmal unbescholten Gefühle fühlen darf, ob in der Liebe, Freundschaft oder Familie. Sich in einem der genannten Bereiche fallen lassen zu können ist extrem viel wert, weil ich unbestreitbar denke, dass jeder diese Bedürfnis in sich trägt. Bei mir äußert es sich ganz privat in meinen Zeilen oder in Projektionen längst vergangener Tage, aber es bleibt ein Defizit, das ich nicht genügend mit mir selbst ausmachen kann, um es zu überwinden. Aber wir arbeiten daran.