♥-lich willkommen auf meinem Blog. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich heiße Lena und komme aus Hessen. Ich hoffe euch gefallen meine Posts.

Sonntag, 17. Juli 2022

Erkenntnisse

Etwas, das ich aktuell noch nicht gut genug greifen kann, aber dennoch hiermit versuche in einen anständigen Eintrag zu verwandeln, ist der Umstand eines erschwerten Einander-Kennenlernens ab circa dem zwanzigsten Lebensjahr. Erst vorhin habe ich mit meiner Freundin darüber gesprochen und wir haben etwas ausführlicher zum Thema diskutiert. Sie erzählte mir, wie gelangweilt sie von den Gesprächen mit neuen Bekanntschaften sei und fragte mich im selben Atemzug, warum es so schwierig sein muss, einfach in einen spannenden und gleichzeitig ungezwungenen Dialog einzusteigen, wodurch man einem Mensch natürlich deutlich näherkommt als durch oberflächlichen Smalltalk über Uni und Arbeit. Dieser gehört selbstverständlich dazu, aber ich erkenne hier ebenfalls eine Möglichkeit die Diskussion über einen veränderten Zeitgeist anzuschließen, darüber hinaus erscheint mir meine jetzige Lebensphase relevant. Denn es ist etwas auffallend anders als damals noch an Schultagen mit relativ offener Freizeitgestaltung. Irgendwo gehören beide Faktoren zusammen, daher werde ich sie im Folgenden vermischt zum Ausdruck bringen.
Zum einen muss es am durchgetakteten „Erwachsenenalltag“ liegen, der oftmals nur durch Gänge zum Supermarkt oder ins Fitnessstudio unterbrochen wird. Es sind Erledigungen, Termine, Verpflichtungen, Arztbesuche, regelmäßige Zusammenkünfte in bestimmten Gruppen, für die sich wohl die meisten Leute noch nach der regulären Lohntätigkeit aufraffen können. Früher habe auch ich die Zeit lieber anderweitig genutzt, zum Beispiel bin ich viel mehr meinen Hobbies nachgegangen (z.B. diesem), habe Freunde und Bekannte getroffen und Unternehmungen geplant, ich nenne diese Beschäftigungen symbolisch die eigenen Herzensangelegenheiten, um den Unterschied etwas mehr sichtbar zu machen. Dieser Wechsel begründet zumindest die Basis an Einsamkeit und Langeweile. Ein weiterer Punkt ist das Zerbrechen von Freundeskreisen, entweder durch die verminderte Zeit und Bereitschaft „etwas zu tun“, oder einfach aus Gründen der sich spaltenden Lebenswege, die andere Prioritäten fordern. Es gehört daher ebenso für viele nicht mehr zur Realität, durch die Treffen im Freundeskreis ständig im ungezwungenen Rahmen weitere „menschliche Verästelungen“ seiner Clique zu bewirken, indem Leute mitgebracht werden, unverbindliche Partnerschaften von außerhalb entstehen, die sich dem Kreis fügen, statt einzelne Mitglieder davon wegzubewegen (was nun mal der Gang der Dinge ist Richtung Familienplanung und gewiss keine bösartige Manipulation). Ich kenne das von etlichen weiblichen Kontakten, seien sie in Schulzeiten entstanden oder später über Instagram und Co., meistens wird ein Treffen zu zweit vorgeschlagen verknüpft mit einer vorher bestimmten Aktivität wie z.B. Kaffee trinken oder sich gegenseitig zu einem Essen einladen, ein Stündchen Spazieren gehen. Kurzum mangelt es mit zunehmendem Alter einfach an (jugendlicher) Lockerheit und gewisser Ungezwungenheit, zumindest in meinem Verständnis einer spannenden und nachhaltig eindrücklichen Begegnung. Hier fühle ich mich ein wenig an die üblichen abzuarbeitenden Termine erinnert. Eine große Rolle mag dann der Gleichklang spielen, aufgrund dessen solche Verabredungen überhaupt noch zu Stande kommen, es sind eben diese angepassten Lebensstile und Abläufe, die überhaupt Zeitfenster öffnen, aber gleichfalls dafür verantwortlich sind, dass sich bei Gesprächen die angesprochene Lustlosigkeit in oftmaliger Wiederholung einschleicht: Lerne ich Personen in Nähe meiner Uni kennen oder eventuell direkt dort, ist damit zu rechnen, dass sie wohl annähernd in meinem Alter sein werden, in erster eigenen Wohnung leben, sie die selben Dinge beschäftigen. Es ist kompliziert in einer frühen Phase des Sich-Begegnens dann mit Alleinstellungsmerkmalen und ungewöhnlich interessanten Themen zu überzeugen. Wenn Wege sich kreuzen, dann meist aus praktischen und naheliegenden Gründen der Übereinstimmung, was zweifelsohne Vor- und Nachteile birgt. Selten ist es möglich sich aus der hohen Anzahl an Infrage-Kommenden den Einen herauszupicken, der warum auch immer anders und besonders wirkt. Eine mögliche Hilfe und ein letzter entscheidender Faktor sind soziale Medien, durch welche vereinfacht wird, mit genau demjenigen Auserwählten in Kontakt zu treten. Das reine Vertrauen darauf erweist sich bei deutlicherem Hinsehen leider als Illusion; wie vielfach als Scheinwelt bezeichnet, bietet das Internet nur den Trug eines Online-Auftrittes, der möglicherweise wenig mit der realen Persönlichkeit kongruiert, dafür ist aber die Chance gegeben den Außergewöhnlichen zu finden, ohne mit ihm Überschneidungen des anödenden Alltags aufzuweisen. Die Magie des Moments ist somit leider im Keim erstickt, denn es gibt in dem Sinne keinen zufälligen Zusammenstoß, mal hier, mal da, mal nach längerer Zeit an anderer Stelle etc. – alles in allem gar nicht leicht, die Spannungskurve aufrecht zu halten. Des Weiteren kommt hinzu, dass sich meiner Ansicht nach das Verhalten hinsichtlich der Benutzung der Medien merklich gewandelt hat. Gerne denke ich daran zurück, als ich nächtelang wach war, um auf dem Balkon zu sitzen und zu chatten, heute fällt es mir schwer überhaupt zu antworten und erst recht läge es mir fern eine komplette Kennenlern-Phase über getippte Zeilen aufzubauen (bis auf solche Zeilen hehe). Das muss ein Zeichen der Zeit und des Alterns sein, sonst wären MSN und ICQ dank technischem Fortschritt wahrscheinlich gefragter denn je und ich weiß von niemandem, der diese Dienste immer noch nutzt. Trotzdem nehmen uns gerade die Handys auf erschreckende Weise stetig mehr ein, fesseln uns anstelle der Nachrichtendienste an Youtube und sonstigen Kurzvideos.
„Früher war alles besser“, zu dem Schluss sind Menschen wie du und ich geneigt, fast unfreiwillig ist er sicherlich jedem einmal über die Lippen gegangen, als wäre man der Rente näher als der 30. Ich glaube eher zu einer der letzten Generationen zu gehören, die ohne die aktuelle Omnipräsenz der Medien aufgewachsen ist, zwar gibt es Fernseher und Online-Spiele schon seit Ewigkeiten, doch irgendwie haben sie in meiner Vergangenheit weniger Besitz ergriffen von den restlichen Offline-Lebensbereichen. Deswegen klagen Leute auch öfter über diese neue Art des Datings, da sie es gewohnt sein dürften, Beziehungen auf andere Weise einzugehen. Ich klage unentwegt über die Problematik Freundschaften zu knüpfen und frage mich nun, ob diese Entwicklung nicht auf demselben Fundament fußt, da vor allem Eintönigkeit mit hineinspielt und die Suche nach den herausstechenden Menschen im Fokus ist. Vielleicht verliert sich ebenso der Blick für das Besondere, wenn es unseren Weg dann tatsächlich einmal kreuzt, aber das ist keine Frage mehr für heute.