♥-lich willkommen auf meinem Blog. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich heiße Lena und komme aus Hessen. Ich hoffe euch gefallen meine Posts.

Freitag, 10. Juni 2022

Mittendrin – Irgendwo dazwischen

Über Schuldgefühle, seltsame Zufälle und das furchtbare Durcheinander des Mensch-Seins. Zumindest ähnlich würde meine Schlagzeile zu den letzten Wochen lauten, jedenfalls wenn mein Wunsch nach einer eigenen philosophisch angehauchten Zeitungskolumne endlich berücksichtigt wird. Auf einige andere Überschriften könnte ich im Austausch dazu nämlich ganz gut verzichten; Die Börse, Lokalnachrichten oder das Wetter. Wer braucht den ganzen Kram überhaupt noch und haben wir dafür nicht sowieso Apps, die dem überflüssigen Papierbedarf längst den Rang ablaufen? Kurzer Scherz am Rande. Es ist Freitagabend, mein Fenster steht auf Kipp und die abgekühlte Luft weht mir sanft durch die Haare während ich völlig entspannt auf der Couch sitze und Pink Floyd Wish you were here leise im Hintergrund spielt. Ich musste eben eine ganze Weile überlegen, wann das letzte Wochenende derartig ruhig und ganz für mich alleine begonnen hat, denn tatsächlich habe ich allerhand vorgehabt, war viel unterwegs. Selbst wenn es nur kleinere Ausflüge waren, hat es mir deutlich an Zeit gefehlt einem Hobby wie dem Schreiben nachzugehen und genau dieses Sich-Beschäftigt-Halten führt meines Erachtens dazu, dass alles noch mehr an einem vorbeizieht und das Erleben viel unbewusster wird, obgleich es deutlich mehr zu erfahren gäbe. Am schönsten finde ich es immer noch, wenn ein einzelner Moment irgendwie eine kleine Unendlichkeit spiegelt, weil man ihn nicht verlassen muss und weitergetrieben wird, sondern ihn genießen und gründlich abspeichern kann. Wisst ihr vielleicht was ich meine? Wahrscheinlich begründet das auch meine Vorliebe für die schönen Erinnerungen an die Vergangenheit, es macht mir einfach unglaubliche Freude mich in eine Situation reinzudenken ohne darin limitiert zu sein, da der Zeiger des Alltags rastlos wie der einer Uhr weiterspringt. Durch die etwas höher gewichtete Wahrnehmung fällt es mir zudem recht einfach an Vergangenem oder Bestehendem anzuknüpfen, als könnte ich alles danach passierte einen kurzen Augenblick einfrieren und wieder zurückkommen, wann ich will. Was dabei eine untergeordnete Rolle spielt ist der Ort bzw. die Rahmenbedingungen, ich gewichte oder nennen wir es priorisiere die Dinge nach einem inneren Gefühl, nach Emotionen, also sehr konträr zu vielen rationalen Ansätzen, die mich des Öfteren unnahbar und abstrakt wirken lassen, zumindest lese ich das viel aus meinen Einträgen zuletzt.

Ein zweiter Punkt, wie war das nochmal mit den Schuldgefühlen? Die sind neu im Gegensatz zum ersten Abschnitt, leider verspüre ich manchmal den zu starken Drang eine Tatsache möglichst sorgfältig aufzuarbeiten und ständig meine Beobachtungen zu ergänzen. (Lange Rede langer Sinn, oder so ähnlich). Die zahlreichen Ausgänge meinerseits konfrontierten mich mit den notwendigen und teils noch zu erlernenden Handlungsstrategien, wenn es beispielsweise um eine missglückte Planung geht. Ein wahrliches Problem ist es, dass alle Beteiligten, mit denen Unternehmungen erwägt werden, am Ende zufrieden gestellt sind. Das heißt ganz unfreiwillig muss ich solche Dinge wie korrektes Absagen, sich gerecht aufteilen usw. verbessern. Aber das ist gut, denn diese Art Übung fehlt einem, wenn man überwiegend zuhause sitzt. Kommen wir also zu den Schattenseiten der sozialen Interaktion, wie ich sie doch im großen und ganzen im Mai sehr genossen habe. Leider fühlen sich Verabredungen mit Menschen nicht immer ausdrücklich locker und zwanglos an, womit ich schlecht umgehen kann. Was ich nun wirklich nicht aushalte sind Charaktere, die einen unter Druck setzen irgendeiner Aktivität nachzugehen, insbesondere bei solchen, die nicht gerade um die Ecke machbar sind. Ich kann unmöglich jetzt noch damit anfangen ein schlechtes Gewissen zu entwickeln, bei meiner eigens erwählten Freizeitgestaltung, abgesehen davon, dass ich gerade eh keinen zusätzlichen Stress brauche. Dann gibt es solche, die eine Absage durch die Blume nicht verstehen und andere die ständig nachhaken, obwohl kein Mindestmaß an Interesse besteht. Jeder kennt mich als betont direkten Mensch und ich kann es manchmal selbst nicht glauben, dass mir vermehrt damit einhergehenden Situationen Unbehagen in der Magengegend verursachen. Scheinbar habe ich bisher nicht den richtigen Grad erwischt meine Wochenende so zu gestalten, dass ich mich auf sie freuen kann ohne Reue zu empfinden. Und wenn diese bloß deshalb aufkommt, weil ich nicht meiner Laune gefolgt bin, sondern Dritten Genüge getan habe. Vermutlich ist längst ein Großteil von euch ausgestiegen oder hält den Sachverhalt für zu langatmig und komplex. Was ich eigentlich zum Ausdruck bringen wollte ist zusammenfassend: Ich bin froh aktuell etliche Möglichkeiten zu erhalten etwas zu unternehmen, aber ich merke selbst, dass eine gewisse Regelmäßigkeit mit einem Gefühl des Verpflichtet-Seins verschmilzt, was mir bei meiner generell knappen Freizeit und seltenen Zeit für mich ein wenig negativ aufstößt. Meine Aufgabe sehe ich darin gerade an den Wochenenden strukturierter zu planen und wieder mehr das zu tun, worauf ich Lust habe, was mich nicht physisch oder psychisch anstrengt und nicht jeder Veranstaltung krampfhaft beizuwohnen, nur weil jemand entscheidet mich treffen zu wollen. Wichtig ist im Grunde, dass man gemeinsam eine tolle Zeit haben kann und keiner in Bedrängnis gerät, das ist ganz schön nervig und störend. Auch neue Bekanntschaften zu knüpfen ist auf diese Weise anstrengend, denn anfangs ist es meistens spannender sich zu sehen oder zu planen, aber sobald der Wunsch bei der einen Person im Wunsch nach mehr Nähe gipfelt, muss die andere entweder mitziehen oder sich klar dagegen aussprechen. Was gänzlich falsch ist: Ich fühle mich gerne mal geschmeichelt von solchem Interesse, weil ich selten eingeladen werde, (seit Jahren ein Eremiten-Dasein führe, haha) etc. und finde mich plötzlich in Situationen wieder, die mir gar nicht zusagen oder im schlimmsten Fall mein Gewissen in Konflikt bringen. Das muss dringend aufhören.

It would only be a matter of time
before the ship returned to its lighthouse again.

Dann hätten wir ja noch die Zufälle im Programm, nach all den Eingeständnissen meiner kleinen Schwäche und Unerfahrenheit hoffentlich wieder positiver behaftet. Da sich alle Absätze ein bisschen aufeinander beziehen gebe ich keine Grundsatzdiskussion über das Schicksal zum besten, sondern - was ich schlicht in den Raum werfen will ist Folgendes: Wir sind momentan an der Rekonstruktion wie sich mein Leben verändert hat, innerhalb einer kurzen Periode der aufkeimenden gewohnheitsmäßigen Aktivität im kleinen "Freundeskreis". Das Problem mit der Zeit stand im Fokus der Betrachtung, plus die Folgen daraus... und bei aller Eile und Schnelligkeit spielt jetzt zusätzlich der Zufall eine tragende Rolle. Auf dem Nährboden des dargestellten Unbewusstseins bietet sich ihm die perfekte Bühne. Ich nehme es tatsächlich wie ein Darüber-Stolpern wahr und ganz plötzlich bin ich von einer ungeplanten Begegnung, einem herausstechenden Moment, einer Mitteilung aus einer anderen Lebens-Phase furchtbar überwältigt und aus dem Konzept gebracht. Als würde eben der Zufall dafür sorgen, dass sich der Fortgang irgendwie entschleunigt, als könnte er mein Davonrennen stoppen und das innerhalb einer unvermittelten Sekunde. Deswegen bin ich ganz am Ende doch versöhnlich mit der Gegenwart und ihrem Lauf, denn ich weiß, dass ich dem Zufall nicht entgehen kann und ihn nicht verpassen würde. Und er eine Art unsichtbare Kraft ist, die mich zurückholt im exakt richtigen Zeitpunkt. Doch über was rede ich gerade wirklich? Zufall oder Schicksal?