Was bedeutet es für mich, in den frühen 20ern zu sein? Vielleicht denkt ihr auch gerade über diese Frage nach, denn eigentlich verfolgen wir alle gewisse Vorstellungen darüber, wie diese Zeit am besten verlaufen soll. Sind wir einmal über die schwierigen Pubertätsjahre hinweg, verschwindet meist auch der Irrglaube des bereits vollständig abgeschlossenen Berufswegs und der frühen Familienplanung inklusive Traumhochzeit. Mitunter als erstes kam mir in den Sinn, das Einkaufen gehen so zu betrachten, als sei es ein neuerschlossenes Hobby, beginnend mit großer Euphorie darüber sich selbst die perfekte Ernährungsweise aussuchen zu dürfen und schlussendlich mit ernüchternden Resignation, wenn es doch wieder nur Instant-Nudeln zum Abendessen gibt. Das dritte Mal in einer Woche. Ein anderes, wohlbekanntes Phänomen ist das plötzliche Einschießen willkürlicher Erinnerungen an irgendeinen Jugendfreund, von dem man mindestens seit dem Abschluss nichts mehr gehört hat, sei es durch eine ähnliche Nummer auf dem Festnetz-Telefon oder aufgrund des instinktiven Denkens an dessen Geburtstag, zu welchem sich nicht mehr gratuliert wird. Schade eigentlich. Anknüpfend daran, die allseits beliebten Facebook oder generell Social-Media-Recherchen; unbewusst oder ganz zielstrebig wird der Account des Jugendschwarms aufgerufen und man muss feststellen, dass dieser "plötzlich" (hach, so scheint es) verheiratet ist und ein Baby erwartet, während man selbst in öffentlichen Verkehrsmitteln durch Augenkontakt einen Flirtversuch unternimmt. Das Alleinsein oder auf sich selbst gestellt sein ist ein größeres Problem als die meisten glauben und daher mein zentraler Anhaltspunkt. Sich die zunehmende Angst davor, dass dieser Zustand länger als nötig anhält, einzugestehen, ist in der Empfindung vieler höchst kompliziert. Dies betrifft vor allem auch das alleinige Treffen von Entscheidungen und schließlich auch die alleinige Verantwortung für deren Konsequenzen. Wie oft frage ich mich selbst, wie notwendig die nächstbeste Anschaffung wirklich ist und habe Angst vor Schuldgefühlen, wenn auf einmal Geld an anderer Stelle fehlt? Es entzieht sich meiner Vorstellung, wie es in der Zukunft sein wird und welche Wichtigkeit gewisse Überlegungen haben könnten. Ich hasse kaum etwas mehr als das Nachdenken darüber was in zehn Jahren Thema sein wird, oder wie ich mich in fünf weiterentwickeln möchte, denn im einen Moment ist Sommer und beim nächsten Atemzug steht Weihnachten vor der Tür. Tage vergehen derartig schnell, dabei fühlt man sich ständig im Rückstand, nur zu was oder wem überhaupt? Meine intuitive Antwort wäre, "zu Idealen", glaube ich zumindest. Eigentlich ist man kaum weiter von ihnen entfernt als in den Zwanzigern und im Umkehrschluss selten näher an der Idee, dass sie eigentlich gar nichts bedeuten im Leben. Jedenfalls nicht für meine Person, ganz persönlich eben, oder sie bedeuten etwas für einen Teil, den ich noch gar nicht selbst an mir kennengelernt habe, der mich aber fordert ihnen nachzujagen. Ich höre die selben Bands wie in der sechsten Klasse, ich spiele gerne Konsole, sehe mich gerade als begeisterte Langzeitstudentin und ich kann mir eher eine neue Katze als ein Kind in meiner Familie vorstellen. Und...? Daran ist überhaupt nichts schlimm, ich weiß das mittlerweile.