
Mir kommt es wie lange nicht mehr vor, dass ich noch zu Beginn des Jahres ein ganz anderer Mensch gewesen bin als gegen Ende. Zumindest habe ich mich äußerlich ziemlich gewandelt, was mir als erstes ins Auge fällt, klicke ich den Ordner "Januar" an. Ich sehe dieses Bild, wie ich mich zögerlich von meinem Freund fotografieren ließ und erkenne mich kaum darauf. Das erste Mal hatte ich mir Wimpern aufgeklebt und meine Unsicherheit darüber einfach weggelächelt. Gefallen habe ich mir auf keinem der Fotos, dabei weiß ich nicht warum. Seit spätestens 2019 wollte ich einfach mehr in mir sehen und mich anders darstellen, als das bisher der Fall war. Mein Selbstbewusstsein und mein Aussehen passten oft kaum bis gar nicht zueinander und auch hier verstecke ich mich unter meiner damaligen Lieblingsjacke. Defintiv hielt ich schon immer mehr von meinen inneren Werten, als von meinen Äußeren, doch erstmalig erweckte ich den Elan in mir, daran wirklich aktiv zu arbeiten. Für mich alleine, ohne Zwang, aber mit dem Ziel vor Augen, den Menschen aus mir zu machen, den ich solange verborgen hielt.
Der Sonnenschein im Februar schaffte es tatsächlich die ersten neuen Lebensgeister in mir zu wecken. Generell fühle ich mich um einiges wohler, sobald der Frühling naht. Selbst als Gegner von großer Hitze, macht auch mir die Kälte und Dunkelheit zu schaffen und wirkt sich auf meine Laune aus. Zu dieser Zeit hatte ich mit extrem schlimmen Schlafstörungen zu kämpfen und tat ausnahmslos alles was mir half mich besser zu fühlen. Es war mit die unglücklichste Zeit im Jahr, ich hing zuhause rum und wusste kaum etwas mit mir anzufangen. Ich legte einen Spam-Account an und war plötzlich mit Leuten auf der ganzen Welt verbunden, mit denen ich sonst nie ins Gespräch gekommen wäre, konnte abschalten und Abstand von meinen alltäglich wiederkehrenden Sorgen gewinnen. Tatsächlich haben sich einige sehr reale Freundschaften daraus ergeben, mit Päckchen hin und her schicken sogar. Darüber bin ich sehr glücklich, allerdings sehe ich das gleichermaßen als Repräsentation dafür, wo sich mein Leben abspielte; Zuhause, am Laptop in meiner Sims-Welt, oder schlicht auf meinem Handy. Irgendwie habe ich mir eine ganze Weile eine Pause erlaubt zu nehmen von den meisten Sozialkontakten.
Der März war ein schöner Monat, sehr schön sogar. Am meisten liebe ich, wie die Magnolie langsam anfängt zu blühen, dabei kann ich mich nie zurückhalten, ein oder ein hundert Fotos vor diesem rosa-weißen Blütenmeer zu machen. Ich kleidete mich freundlich und hell, war auch gerne draußen an der frischen Luft, verbrachte viel Zeit mit aufkeimenden Freundschaften. Die Semesterferien neigten sich langsam dem Ende zu und ich lebte in den Tag hinein. Es war noch lange frisch, doch die Natur ging ihren Weg schnellen Schrittes in Richtung erholsamer Wärme. Meine winterlichen Probleme rückten weiter in die Vergangenheit und ich war mir sicher aus dem Gröbsten raus zu sein. Vordergründig langsam der Gedanke an Urlaub, der in wenigen Wochen anbrechen sollte, auf den ich mich nun schon ewig freute. Weiterhin verfolgte ich dennoch meine guten Vorsätze, was Sport und eine halbwegs gesunde Ernährung betrafen. Wobei der erste Punkt aufgrund meiner gesundheitlichen "Angeschlagenheit" nicht im vollen Maße erfüllt werden konnte.
Wie jedes Jahr im April feierte ich nicht einmal, sondern gleich doppelt Geburtstag. Denn außer meinem Geburtstag am fünften, jährt sich nur drei Tage später auch dieser Blog, was mir eigentlich mehr Anlass zum Feiern gibt. Warum ich meinem eigenen so wenig Bedeutung beimesse, ist tief verwurzelt in einer früheren, damals noch familiären Dramatik, die weder erzählenswert noch anderweitig relevant ist. An diesem Tag ist mir viel Schlechtes passiert und ich glaube spätestens nach meinem 18. wird mir nichts die Freude am Feiern zurückgeben können. Doch das ist okay, umso mehr bedeutet mir mein Schreiben und alles drumherum. Mein ältestes Hobby, was mir so nah am Herzen liegt, dass ich mir schon lange keine Welt mehr ohne vorstellen kann. Jeder weiß das, und ja, inzwischen kann es jeder sogar irgendwie akzeptieren, was viel wichtiger ist. Die Uni lief langsam an, ich verwählte mich wie meistens in meinen Kursen und war mir direkt im klaren darüber, dass dies kein einfaches Semester werden würde. Vielleicht sollte ich dies in meine Vorsätze aufnehmen, bloß keine Fristen mehr zu verpassen. Jenes Foto habe ich ausgewählt, da ich kaum gespeichertes (=brauchbares) Material aus diesem Monat hatte. Allerdings ein wirklich toller Moment, jedes Mal, wenn ich einen solchen Regenbogen zu sehen bekomme. Außerdem liebe ich dieses satte Grün. Mit den herzlichsten Grüßen an die Familie, die im abgebildeten Haus wohnt und bereitwillig meinen Kater Robbie bei sich durchfüttert.
Für den Mai hingegen, gestaltete sich die Suche nach einem aussagekräftigen Bild viel einfacher und zugleich schwerer, da ich es kaum schaffe, eine Auswahl zu treffen. In diesem Monat erfüllte sich mein langersehnter Wunsch nach einer Reise in den Norden, besser gesagt ging der Urlaub nicht nur in die schwedische Hauptstadt, sondern auf dem Heimweg auch durch die dänische "hindurch". Mir persönlich ist die Kultur nah, nach fleißigem Üben sogar die Sprache, worauf ich wirklich stolz bin. Ich erfreute mich sehr an dem wunderbaren Stadtbild, der Atmosphäre und den ganz typischen Menschen dort und kann es kaum erwarten, wieder dorthin zurück zu kehren. Allerdings wurde mir einmal mehr präsent, dass ich meine Flugangst wohl so schnell nicht in den Griff bekommen werde, nicht einmal für mein Traumziel. Nach 18 Stunden in diversen Zügen ist leider viel Zeit auch das zu überdenken, jedoch werde ich nie schlau daraus.
Anders als in Skandinavien bei rauem Wind und niedrigen Temperaturen, zog mit dem Juni allmählich der Sommer ins Land. Zwar wird mir jeder Student zustimmen, verbringt man diesen fast komplett in der Uni, wobei ich mich selbst als nicht gerade überambitioniert einzuschätzen vermag, allerdings hatte gerade ich nach meiner einwöchigen Auszeit einiges nachzuholen. Und da mir die Themen teilweise herzlich wenig lagen, doch aber ein ganzer Haufen Essays für jeden Kurs abgegeben werden mussten, bedeutete das vor allem Stress. Oft fehlte mir auch Celine an meiner Seite, die ich vor einiger Zeit schon im Studium kennen lernte, ich war also weitestgehend auf mich alleine gestellt. Allerdings schaffte ich es ganz gut, mich mit Frisörbesuchen, Nägelmachen und neuen Klamotten bei Laune zu halten. Im Juni entstand auch die Serie mit meinen Lieblingsbildern aus diesem Jahr. Mittlerweile war ich mir sicher, immer mehr zu mir zu finden, hatte mein Lieblings-Make-Up / Outfits / Posen / Bilder. Meine gesamte Ausstrahlung veränderte sich zum positiven und ich liebte es. Über den Sommer vergingen allmählich die Einschlafprobleme und ich haderte ab und an mit dem Durchschlafen, alles in allem ging es aber endlich bergauf.
Der Juli wiederum kostete mich eine große Menge meiner Energie, die Prüfungen rückten näher, ich war oft ausgelaugt von der Hitze, dabei wollte ich so vieles erleben. Zumindest das Wichtigste davon konnte ich in vollen Zügen mitnehmen, das Rammstein Konzert in Frankfurt. In der letzten, nein wirklich allerletzten Minute war ich zu wirklich optimalen Karten gekommen und hatte einen unvergesslichen Abend, der mir neuen Mut gab. In dieser Zeit lernte ich einiges dazu, zum Beispiel, dass ich mir im Leben keine Wimpern Extensions mehr machen lassen werde und wie furchtbar schnell meine Haare wachsen, wenn ich sie regelmäßig schneide. Denn wahrhaftig ist das auch so eine Sache, die mich sehr erleichtert, durch das Färben wuchsen sie nicht länger als gerade an meine Brust heran und jetzt sind sie ein ganzes Stück darunter. Neben dem Schneiden, gönne ich mir im Drei-Monats-Takt eine Olaplex Behandlung, die ich jeder Frau wärmstens ans Herz legen kann, ein wahrer Zugewinn für mich und meine Selbstwahrnehmung. In dieser Zeit zeigten sich auch sichtbare Erfolge im Kampf gegen meine Hautprobleme, die mir schon so lange zu schaffen machten. Im Stress habe ich mich 2019 wieder vermehrt aufgekratzt und litt deshalb sehr. Ein Besuch beim Hautarzt hatte mir final sehr geholfen und ein einfaches Gel sorgte dafür, dass es nie wieder zu irgendwelchen Ausbrüchen kam.
August. Endlich Semesterferien und tatsächlich brachte ich sämtliche Leistungsnachweise hinter mich. Es fühlte sich wundervoll an, dieses doch schleppende Halbjahr guten Gewissens hinter mir lassen zu können. Für die Ferien plante ich kaum etwas, ganz bewusst, denn ich wollte mir unbedingt meine gesamte Zeit aufsparen, um all dies zu tun, wofür sonst eben nie Zeit ist. Ob das bedeutete einen ganzen Tag die Lieblingsserien zu schauen, zu zeichnen, Fotos zu machen, zu backen, X-Box zu spielen... unwichtig, hauptsache entspannen lautete die Devise. Wir gingen vermehrt Essen, fuhren oft in die Stadt, sogar einem ausgiebigen Fensterputzen stand nichts mehr im Wege. Ich habe beschlossen den nächsten Urlaub auch in diese Zeit zu legen, wie ungern ich auch im Hochsommer verreise. Der August war wohl der Monat, in dem ich am meisten Spaß hatte und wieder ich selbst sein konnte. Am glücklichsten bin ich wohl frei von jeden Zwängen und entbunden von allen Pflichte, aber wem würde es da bloß anders gehen?
In unserer retrospektiven Reise spielte ebenfalls der September eine nette kleine Rolle. Kurzum: Ich konnte wieder schlafen. Und wie viel Schlaf ausmacht, war mir ausreichend vor Augen geführt worden. Die ganzen gesundheitlichen Nebenwirkungen von selbigem Entzug hatten mir so enorm zu schaffen gemacht, psychisch wie auch physisch, ich war froh sie wieder los zu sein. Doch ich blieb empfindlich und vorsichtig, versuchte mich keinem unnötigen Stress auszusetzen, es nicht mit dem Sport zu übertreiben und auch die gesunde Ernährung beizubehalten. Anbei findet ihr wieder eines meiner Lieblingsbilder, ich liebe die bunte Schminke, auch wenn ich mich des öfteren nun schon deswegen rechtfertigen musste und einige dumme Kommentare nicht ausblieben. Und ganz besonders diese Jacke, die ich noch dazubekommen hatte. Ich bin wirklich keine graue Maus, ich bin wie ich selbst oft sage das genaue Gegenteil. Herrlich unkonventionell, ich mache einfach mein eigenes Ding und solange es mir gefällt ist das gut.
Mit großen Schritten brach fast nahtlos der Herbst herein. Ich finde es schade, dass er kaum mehr Raum hat, da der Sommer teilweise so lange anhält und wenn er abklingt, der drohende Winter manchmal viel zu schnell seine Signale sendet. Ich wünsche mir für nächstes Jahr also mehr Herbst und vor allem mehr Oktober. Ein malerischer Berg gelber Blätter beschreibt ihn natürlich optimal, wie viel Arbeit dahinter steckt, diese zusammen zu rechen, das bleibt den meisten verborgen. Doch für die zweiwöchige Blütezeit der geliebten Magnolie nimmt man dies doch bereitwillig hin. Gekauft habe ich mir ein Kamera-Stativ und wollte es das erste Mal ausprobieren, deshalb sitze ich da irgendwie komisch rum. Ich habe gefühlt eine Milliarde Bilder von Belana im Anschluss gemacht, ein herbstliches Tier-Foto-Shooting darf nie fehlen. Ebenfalls im Oktober fing das neue Semester wieder an, der Alltag nach den ewig langen Ferien pendelte sich ruhig ein. Leider hatte ich meinen Vorsatz erneut missachtet und musste mich mit den verbliebenen Kursmöglichkeiten begnügen, die keiner sonst haben wollte. Allerdings habe ich überraschend viel Spaß ausgerechnet in diesen.

Der November kam düster und grau daher, ich ging aus dem Haus wenn ich es musste, hatte mich von den frühlingshaften und sommerlichen Sozialkontakten längst wieder verabschiedet und langweilte mich ein bisschen. Wie sollte es anders sein, erlitt ich einen kleinen Rückschlag was meine Schlaflosigkeit anging. Doch diesmal war ich gewillt, mich davon nicht (komplett) aus der Bahn werfen zu lassen und suchte direkt diverse Ärzte auf. Ein zweites mal in diesen Teufelskreis der Machtlosigkeit wollte ich bei bestem Willen nicht rutschen und suchte mir Hilfe. Ein Facharzt nahm sich meiner an und das Gefühl, dass meine Probleme endlich ernst genommen wurden, gab mir Sicherheit. Beispielsweise unterzog ich mich einem Langzeit-EKG und wollte jegliche gesundheitliche Ursache aus dem Weg räumen. Ebenso verabschiedete ich mich von Koffein, vermehrt Industriezucker und Weizen, was nicht wirklich einfach war. Sollte nun tatsächlich meine Psyche Schuld an allem gewesen sein, so hatte ich sie ruhigstellen können und es kam zu keinen Vorfällen mehr. Zum Glück.
Inzwischen sitze ich gut zwei Stunden an meinem Text hier, würde ich meine Uniaufgaben nur annähernd so schnell fertig stellen, wäre ich mehr als zufrieden. Der letzte Monat, das Präsens, der Dezember, obgleich ich mich schon mehr nach Januar in genau diesem Moment fühle. Das Bedeutendste ganz klar war die komplette Sanierung des Parketts im ganzen Erdgeschoss. Nichts im Jahr hat mich so viel Energie und Zeit (und Geld) gekostet, wie die knappen zwei Wochen, in denen ich nur in meinen beiden oberen Stockwerken leben durfte. Belana mit mir, ständig irgendein Lack, den man 8-12 Stunden nicht berühren durfte und glaubt mir, so schön wie es am Ende aussieht, so viel ist auch von Anfang an schief gelaufen. Ob es nun Schlieren waren, fast unschleifbare Stellen, abgerissene Tapete, die nicht ganz so richtige Leistenfarbe oder sogar Pfotenabdrücke, wo keine sein dürften, ein Katzenklo, welches vom Balkon abgeseilt wurde... es war nervenaufreibend. Spontan besuchte ich daraufhin noch Elli in Berlin und kaum Zuhause stand Weihachten in der Tür, ein wirklich festlich-schönes ausnahmsweise. Das Jahr geht definitiv besser zu Ende, als es angefangen hat und darüber bin ich entsprechend froh. Noch bin ich guter Dinge, was 2020 angeht und ich hoffe ihr genauso.
Einen guten Rutsch ins neue Jahr und
die besten Wünschen für die Zukunft.
♥-lichst, Lena.