Eine Sache beunruhigt mich in letzter Zeit sehr und zwar, wie sich alles um mich herum verändert hat. Besonders mein Cousin, wir waren wie Geschwister, seit kleinauf unzertrennlich, wohnen sozusagen nebeneinander. Er ist mit seinen 22 Jahren ziemlich reif und immer sehr umgänglich gewesen, ich konnte ihm alles erzählen. Ich konnte Sachen bei ihm liegen lassen, er würde nichtmal irgendwo reingucken und auch wenn ich mal ein Problem hatte, er hätte es nie jemandem verraten. Und jetzt? Er hat eine Freundin, sie ist gerade 19 geworden und nicht wirklich die hellste, dafür riesig und ziemlich breit noch dazu. Ach überemotional habe ich vergessen, sie regt sich total schnell über alle, besonders mich, auf und ihr rutschen ständig unpassende Bemerkungen raus. Ich konnte sie von Anfang an nicht leiden, jetzt sind sie 4 Monate zusammen und ich erkenne meinen Cousin nicht wieder. Er hat nichts anderes mehr im Kopf, als diese Person, sein ganzer Tagesablauf hängt von ihr ab und sie wohnt schon fast bei ihm, so oft wie sie sich sehen. Ich habe auch mit meinem Onkel und meiner Tante darüber geredet, vor mir äußern sie sich sehr verhalten zu ihrer Schwiegertochter, aber wenn ich manche Telefonate mitbekomme, da weiß ich genau, dass sie ganz begeistert zu sein scheinen. Naja, aber hat ja alles nicht zu heißen, dass mein Cousin plötzlich einen ganz anderen Charakter hat, habe ich gedacht. Aber ich sollte mich vom Gegenteil überzeugen können; Gestern Abend war ich wie so oft drüben, er und seine Freundin waren im ersten Stock, er hatte sein Handy auf dem Wohnzimmertisch liegenlassen. Ich wusste, es war total unmoralisch, aber ich musste herausfinden, wie abgedriftet er wirklich war und nahm schnell das iPhone. Er hätte jede Sekunde runterkommen können, deshalb beschloss ich, keine Zeit unnötig zu verschwenden. Ich klickte mich erstmal in Whatsapp, das erschreckte mich irgendwo schon, überall diese Kuss - und Herzsmileys, wie 13jährige, frischverliebte Kinder. Und sobald sie 5min nicht zusammen waren, schrieben sie sich schon: "Ich vermisse dich", "Ich liebe dich". Ich schüttelte den Kopf, das musste ich mir nicht weiter durchlesen, ich ging auf Bilder. Was im Nachhinein keine gute Idee gewesen ist, ich meine, man war ja viel gewohnt und allzu untolerant bin ich auch nicht. Aber ich sah Dinge, die mich irgendwie verstörten, so hatte ich meinen Cousin niemals, nie nie niemals, eingeschätzt. Ich scrollte einmal schnell durch alle Dateien hindurch, diese Posen von ihr, seine Blicke dazu, ich war total verwirrt von allem Übel. Meine Hand war richtig starr geworden, ich musste das Handy weglegen, ich muss das alles verdrängen, da konnte ich ihn schon auf der Treppe poltern hören.
