"Irgendwie schaffen wir's ja auch nicht, ohne uns einen Tag nicht gesehen zu haben."
9 Uhr morgens, ich stehe aufgeschlafen an der Bushaltestelle, die Sonne scheint so schön, dass man meinen könnte, es wären an die zwanzig Grad, doch der kalte Wind weht die Illusion davon. Als ich vor B. Tür stehe, macht mir seine Mutter gut gelaunt die Tür auf, "Ich hab ihm grade gesagt, dass es schon halb ist", ich hatte mir gedacht, dass er noch schlafen würde und ging mehr oder weniger leise die Treppe rauf zu seinem Zimmer. Da lag er dann auch wirklich, völlig verschlafen in seine Decke eingewickelt. Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit setzte mich zu ihm auf die Bettkante und streichelte über sein Gesicht, bis er mich richtig wahrnahm. Etwa eine Stunden später standen wir bereits wieder in seinem Flur, frühstücken wollten wir gehen, ich weiß noch, wie gerne und auch wie selten ich das früher gemacht habe mit meiner Familie. Wir saßen also in dem gemütlichen Cafe in der Stadt und hatten einen wirklich entspannten Vormittag. Der Rest des Tages verlief eigentlich ähnlich, wir spielten so ein Kartenspiel von ihm, was er irgendwie total mag und ich hab mir wirklich größte Mühe dabei gegeben. Wenig später hat es uns dann auf die Couch verschlagen, aber das Fernsehprogramm hatte nicht überzeugen können, sogar Hartz4-Tv langweilte nach einer Weile, sodass wir uns wieder auf sein Zimmer begaben. Zusammen lagen wir im Bett, ich versuchte an gar nichts zu denken, der gestrige Tag war nicht besonders toll gelaufen und es dauerte nicht lang, bis mir wieder einfiel, dass er sie schon zweimal heute erwähnt hatte. Verdammt. Ich wälzte mich hin und her, fing an mit ihm rumzumachen, wie so oft passierte einfach nichts mehr, egal. Immer wenn was nicht nach Plan läuft, sind wir so komisch zueinander, als wären wir sauer, aber in Wirklichkeit haben wir kein Recht, die 'Schuld' von uns zu weisen. Heute war es mal okay, ich beschäftigte mich ausnahmsweise nicht damit und schon im Auto konnte ich wieder lachen. Eins ist jedenfalls wahr, irgendwie schaffen wir's auch nicht, ohne uns einen Tag nicht gesehen zu haben.