Ich hatte einen schönen Geburtstag dieses Jahr, alle meine Freunde haben an mich gedacht und mir reichlich Geschenke zukommen lassen. Es war ein angenehmer Tag mit der Familie und ein netter Abend bei ein paar Getränken in der Stadt. Mein Blog hat auch gefeiert, dreizehn ist er geworden und immer wieder staune ich darüber wie viel Zeit ich diesem Hobby schon gewidmet habe, nämlich um genau zu sein: Mein halbes Leben. Und ein halbes Leben ist ziemlich lang, selbst wenn man noch jung ist. Meiner Großtante geht es sicher ähnlich, gestern war sie 98, hatte eingeladen zu Kaffee und Kuchen. Wie spannend es wohl wäre, auf 49 Jahre zurückblicken zu können, wie durch die Seiten eines Tagebuchs einfach so in die Vergangenheit zu reisen. Falls ich es herausfinde, ihr wisst, wo ihr mich in 36 Jahren aufspüren könnt oder nicht. Vielmals frage ich mich, was dann eigentlich so Sache ist, in der weiten unvorhersehbaren Zukunft und dann glaube ich, ganz unabhängig davon, wie die Antwort lautet, würde mich das Wissen nur nachhaltig schockieren. Denn es gibt immer mehr Momente, die ich wahrnehme, in denen ich für mich denke "wenn jetzt dies oder jenes passiert, könnte mein Dasein nochmal eine komplett andere Wendung nehmen", als würde ich mehr Scheidewege vor mir sehen, als ich es früher vielleicht tat oder dies bewusster tun, unabsichtlich. Umso älter man wird, umso weniger zählen die Entscheidungen aus der Vergangenheit, als Kind mal falsch zu liegen und zu handeln bestrafen höchstens die Eltern. Als erwachsene Person ist die Fehlerquote deutlich drastischer ins Gewicht fallend, bloß eine Abbiege hier und man steht am Abgrund oder schwebt in den höchsten Höhen. Alles ist ernst und verbindlich geworden, obwohl ich der festen Überzeugung bin, dass jetzt die Phase ist, in welcher es einem wenigsten überhaupt noch frei steht zu entscheiden, wie man lustig ist. Selbstverständlich mit größeren Konsequenzen verbunden, wie ich gerade sagte, aber es besteht die Möglichkeit, dass es ein Irgendwann gibt, in dem das nicht mehr so einfach zu realisieren ist. Eben dieses Festgefahren sein in unbefristeten Verträgen, endlosen Laufzeiten, Strukturen, die jahrelang eine Rolle von uns fordern, Eltern sein, verheiratet sein. Zugegeben, davor habe ich ein bisschen Angst und dann gibt es meine beste Freundin, die einfach in einem fremden Land für immer beschließt zu wohnen, mit Kindern, Mann und Kegel eben. Zum Teil beneide ich sie darum, zum Rest erkenne ich an, dass ich an diesem Punkt eben noch nicht bin, auch wenn ich schon anders von mir vermutete. Im einen Moment glaubst du, bist du bereit für die großen Aufgaben, die du bestenfalls einmal in deinem Leben abhaken sollst, im nächsten habe ich erst vorgestern beschlossen, wer meine fünf Freunde für das aktuelle Jahr sind und sehe mich Französisch lernen, für die Eventualität von einem Monarchen nach Monaco entführt zu werden, á la Grace Kelly. Wahrscheinlich ist man entweder reif für sein Alter oder nicht, aber man kann komischerweise nicht reif sein für Erfahrungen, die in der Zukunft liegen sollen, denn leider sucht sich niemand selber aus, wann diese für einen bereitstehen.
I love when I accidentally re-read a line in a book.
I'd re-read every line of my story if I could.
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