♥-lich willkommen auf meinem Blog. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich heiße Lena und komme aus Hessen. Ich hoffe euch gefallen meine Posts.

Samstag, 30. Dezember 2023

Jahresrückblick

Ich denke jetzt, da ich um eine vergleichbare Referenz reicher bin, ist der Moment um ehrlich zu euch zu sein: 2022 war ein minimaler Reinfall und dieses Jahr war um ein Tausendfaches besser. Wer nicht dabei gewesen ist, den bemitleide ich an dieser Stelle, ganz hochnäsig. Denn ihr wisst vielleicht noch, wovor ich mich am meisten fürchte; es ist Stillstand. Stagnation im eigenen Sein, aber auch klar in Bezug auf die eigenen Fähigkeiten, Wünsche und das Umfeld, besser gesagt vor einem Gefangenheits-Zustand und der damit verbundenen Trostlosigkeit. Heute bin ich glücklich genug mitteilen zu können, dass es sich gar gegensätzlich angefühlt hat, wie ein Weiterkommen mit mir und allem – manchmal etwas blöden – "Drumherum". Tatsächlich erinnere ich mich aktuell oft an vergangene Zeiten, in denen ich so viel Kummer mit mir schleppte, dass dieser Eintrag zum Abschluss das einzige war, das mir irgendwie half meinen Frieden zu finden. Im Endeffekt ist er nämlich dazu da vor allem mir selbst die positiven Aspekte aufzeigen und ein klein wenig, um andere zu ermutigen, dass eben nicht immer alles perfekt laufen muss. Zwar habe ich kein einziges verwertbares Foto auf meinem Handy gefunden, doch der für mich wegweisendste Monat diesen Jahres war mit großer Wahrscheinlichkeit gleich der Januar, zusammengefasst in Freundschaft, Rausgehen, vielleicht über die Stränge schlagen, Spaß haben, gute Gespräche, Lebensfreude, Bunt und Sorglos-Sein, wovon ich mir ein bisschen für jeden folgenden Abschnitt bewahren durfte. Aber einen Großteil meiner Persönlichkeit macht weiterhin das Zuhause-Sitzen und Nachdenken aus, keine Sorge, irgendwer muss schließlich die komplexen Zusammenhänge des Lebens notieren und zu ordnen versuchen.

Frühling. Sobald der Winterschlaf und das Mini-Tief überwunden waren, fühlte ich mich erst richtig angekommen, jedes Mal aufs neue bemerke ich dieses Phänomen. Ich erinnere mich an eine höchst mittelmäßige Phase vor meinem Geburtstag, in der ich mich weniger wohlfühlte als das normalerweise der Fall ist; ich war gezwungen meine Haare zu verändern, hockte meistens daheim vor der Konsole, in meinen Ohren summten laute Geräusche der anhaltenden Arbeiten des Wasserschadens im Keller, täglich neuer Ärger, Monteure, die ihre Pflichten unsachgemäß erledigten und unzählige Telefonate mit Geschäftsstellen oder der Versicherung sorgten für Unmut. Erst als das hinter mir lag, mobilisierten sich meine Kräfte wieder, zur Belohnung ging es in den Urlaub, nach Paris und Brüssel. Es klingt über alle Maßen kitschig, aber ich fand es zauberhaft dort, ich habe mich richtig in die französische Welt verliebt. Ich liebe alte Filme aus der Zeit Godards, ich liebe die Bauwerke und Architektur, die Einkaufsstraßen und die Sprache, es ist wie Heimkommen und doch an einem anderen Ort sein, faszinierend. Das Foto das ich anhänge stammt aus der Opéra Garnier, die ich besichtigt habe, einem meiner Lieblingsplätze, nächstes mal möchte ich eine Aufführung dort sehen, La Traviata wenn ich wählen dürfte (auch wenn Verdi offensichtlich Italiener war, so ist die Geschichte dazu von einem französischen Autor verfasst). Falls euch weiteres interessiert, verweise ich gerne auf meinen Reisebericht dazu, er findet sich mit ein paar Klicks zurück. Zu Beginn habe ich das Beisammensein am 5. April angeführt, der gesamte Tag wurde im übrigen sehr schön mit mir gefeiert, das ist neu für mich und freut mich nachhaltig. Ich weiß gar nicht, was sich mehr eingeprägt hat, aber ich glaube es ist nach Abwägen die Heiterkeit meines Geburtstages. Dieser mag für Außenstehende meist etwas speziell anmuten, denn ich vertrete die Gepflogenheit Familie und Freunde an einen Tisch zu bitten, es gibt keine separaten Feiern mehr, schlicht weil es mir am Herzen liegt, dass die wenig verbliebenen Verwandten und die ebenso wenigen engeren Kontakte sich zumindest insoweit verstehen. Frage, wie viele von euch können behaupten mich außerhalb auf einem städtisch/dörflichen Event angetroffen zu haben, ohne dass Tommi mit dabei war? Die wenigsten.
Sommer. Ungelogen, trotz anständigem Frühjahr war der Sommer meine Zeit zum Scheinen, innerlich wie äußerlich. Angefangen hat er so richtig mit meinem Besuch des Freak Valley Festivals. Eher unüblich, dass man mich in Reihen von Stonerrock Begeisterten findet, doch wenn 2023 eines gelehrt hat, dann wie viel Sympathie ich auch für neue unentdeckte Gebiete aufbringen kann. Musik ist dabei ein großer Faktor, nicht nur gemessen an meiner wachsenden Plattensammlung, ich trainiere mein Hörvermögen absichtlich mit ihm fremden oder vorerst nicht gewohnten Klängen, um irgendwo eine Nische für mich zu finden (aka Synthie Pop, danke Peter Heppner). Die Bands auf dem Festival haben mir fast vollständig gefallen, ob The Obsessed, Steak oder Orange Goblin, am Ende hatte jede einen Mehrwert und ich ein gutes Gewissen hingegangen zu sein. Umso verworrener sich mein Geschmack gestaltet, umso schwieriger ist es sich auf die alteingesessenen Mainstream Festivals einzulassen, manch einer kennt das sicher, irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich an allen Lineups satt gesehen hatte und entschied, lieber den kleinen privateren Rahmen ausprobieren zu wollen. Wobei nächstes Jahr eine derartige Großveranstaltung im Ausland zu besuchen durchaus noch weit oben auf meiner Liste steht. Dieser Sommer zog mich wie kein anderer nach draußen, vielleicht nicht in ferne Breiten, aber gerade soweit vor die Tür, dass mir kaum eine Veranstaltung im Umkreis entgangen ist. Manchmal war dabei gar nichts so rosig, wie meine Stories vermuten ließen, ich voll negativer Anspannung, da ich mich einigen persönlichen Geistern der Vergangenheit stellen musste und dennoch findet sich in den Tiefen (m)eines digitalen Archivs eine Aufnahme des selbigen Tages, auf der ich freudenstrahlend ein Bier trinke und zu klischeehafter Hintergrundmusik herumalbere. Was mir dieses Jahr definitiv nicht passiert ist, war in ein Loch zu fallen und vor lauter Negativität nicht mehr rauszufinden. Gott sei Dank! Oder auch meiner Gabe sei Dank, mich mental wirklich vollständig stabilisieren zu können und Rückschlägen keine Chance einzuräumen mir gefährlich zu nah zu kommen. Unter anderem durchlebte ich den Prozess einer unschönen Gerichtsverhandlung, die in meinem Sinne und letztlich positiv war, doch mir gegenüber saß ein seelenloser Mensch, von dem ich hoffte, ihn in meinem Leben niemals sehen zu müssen. Ich bin deshalb extra stolz auf mich in dieser Zeit und dankbar für die vielen Weggefährten, ob im realen Alltag oder einfach diejenigen, die online stets ein offenes Ohr hatten. Ihr wisst genau, dass ihr gemeint seid. Der gesamte Sommer fühlt sich in der Retrospektive nach 2016 an, schwerelos, obwohl die Leichtigkeit mir manchmal nicht schwerer fallen konnte. Nächtelang draußen gewesen, ohne an etwas spezielles zu denken, aber alles geschafft haben. Endlich, endlich wieder fehlenden Elan aufgebracht, um für andere richtig da zu sein, sie in mein Leben mit einzubeziehen und viele wichtige Wege gemeinsam zu gehen. Das war der Vibe, wie man sagt. Erneut hebe ich das nicht grundlos hervor, für mich ist das nicht selbstverständlich. Achso, bevor ich es vergesse, habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich großer Basketball-Fan geworden bin? Die WM und der Tennissommer waren ohne Zweifel die besten Wochen im ganzen Jahr, sogar selbst auf dem Platz stand ich wieder.


Herbst. Bevor die Festivitäten-Saison ganz abreißt, standen zwei Konzerte an: Mantar und Alcest in Frankfurt, wovon letzteres sich zu meinem absoluten Favoriten etablierte. Im September sind wir dann nochmals in Frankreich gewesen, in Straßburg, als spätes/frühes Geburtstagsgeschenk. Mit Limburg zusammen die hauptsächlichen Tagesausflüge, aber beide gleichermaßen nennenswert, manchmal reicht es eben für einen kurzen Tapetenwechsel durch einen fremden Ort zu irren und Fotos zu machen. In Verbindung mit Shopping und gutem Essen ist das sowas wie meine Definition von Spaß. Ansonsten würde ich den Herbst benennen als die Episode, in der ich mich am meisten auf mich allein besinnt habe. Das viele Leben, das ich bis zu dem Punkt bereitwillig eingefangen hatte, wollte erstmal verarbeitet werden und ich gönnte mir eine Pause von den zwischenmenschlichen Verpflichtungen, hatte stattdessen ein weitaus persönlicheren Kampf vor Augen, der bis heute nicht zu Ende ausgefochten ist, sonst würde ich sicher etwas mehr darüber berichten. Dieser zeigt mir jedoch, dass manches ausreifen muss, bis es angegangen werden kann, viel Klarheit braucht und einige abgeschlossene Kapitel zuvor erfordert. Wie immer beneide ich Menschen, denen die Dinge nicht allzu sehr nachhängen, die von heute auf morgen jeden Ballast abwerfen können, ich gehöre definitiv nicht in diesen elitären Kreis und bin zufrieden, wenn ich mal irgendwas nach zehn Jahren plus hinter mir lasse. Man kann behaupten, das Ende des Sommers und die immer kürzer werdenden Sonnenstunden haben mich emotional am meisten aufgewühlt, ohne, dass etwas großartiges geschehen ist, meine Gedanken waren üppig und lasteten auf so mancher privaten Verbindung,  ganz einfach werde ich wohl doch nicht zum sozialen Schmetterling, wer hätte es gedacht. Oder, und ich hoffe inständig nicht, ich muss mir eingestehen, dass ich schlichtweg irrationaler und launenhafter werde, sobald sich ein Kontakt unbewusst intensiviert oder ins Gegenteil verkehrt. Schlussendlich hat eben doch alles seinen Preis, Freundschaften sind etwas Schönes, aber sie kosten Nerven, Vertrauen und Zeit, Ressourcen, die ich nicht dauerhaft frei habe. Mein Kopf tickt wohl schlichtweg eine Spur von der Norm abweichend, er ist geflutet von spektakulären Ideen, Idealisierung und so mancher Illusion, neben den zwanzig Hobbies, die ich parallel verfolge, also eine ganz ordentliche Menge an abverlangter Kapazität. 


Winter. Was dabei nicht zu kurz kommen sollte, ist die tägliche Dosis an Filmen, die geschaut werden müssen und das Schwedisch-Lernen, mit dem ich zum aktuellen Zeitpunkt riesige Fortschritte zu machen glaube. Ich merke einfach, dass ich wohl doch ganz schön diszipliniert sein kann und nach wie vor die geistige Herausforderung suche, vielleicht nicht heute oder morgen, aber der Moment wird kommen, an dem ich erneut studiere, Film- oder Literaturwissenschaften wahrscheinlich. Bis dahin lenke ich mich ab, beispielsweise mit Kafkas Briefen oder Schillers Dramen, die ich nacheinander durchlese und knappe Rezensionen dazu vermerke. Meine Routine mit den fast täglichen Spaziergängen habe ich übrigens auch beibehalten, um ebenfalls eine körperliche Auslastung zu gewährleisten. Generell fällt es mir ziemlich leicht an Tätigkeiten dranzubleiben, aufgrund von zwölf Jahren Blog und sechs Jahren Eine-Neue-Sprache-Lernen darf ich ganz offiziell von mir behaupten eine solide Person für Langzeitprojekte zu sein, ihr könnt mich also gerne in eure Vorhaben bis etwa 2050 einbinden, mit mir kann man rechnen. Den letzten Rest von 2023 bezeichne ich im Allgemeinen als ein Durchatmen, kein gezwungenes Den-Atmen-Anhalten wie im Herbst, eher eine willentlich gemächliche Phase, in der sich neue Kräfte sammeln. Meine Feiertage waren ruhig und besinnlich, aber auch dafür da, um Fehler auszubügeln und die ein oder andere Schieflage zu begradigen. Nach Beendigung dieses Eintrags kann ich mit einem Lächeln folgern, dass für mich nun wirklich alles von meiner diesjährigen Agenda abgehakt ist und nichts unheimlich Wichtiges vergessen wurde. Ich freue mich tatsächlich auf das, was kommen mag, gehe fast unvoreingenommen auf Silvester zu und werte dies als einen großen Erfolg. Mir mangelt es an nichts, das kann ich mit Ehrlichkeit schreiben, niemanden vermisse ich an meiner Seite, es ist gerade außergewöhnlich gut wie es ist. In diesen Tagen ein Jahr zuvor war Robbie mitten in seiner Diagnose und ich habe mir größte Sorgen um ihn gemacht, jetzt schläft er friedlich neben mir und ich bin gefasst. Vieles, das von mir gefordert wurde, hat mir das Leben wiedergegeben, um etliche Erfahrungen bin ich reicher und um ihre Bedingungen gereift. Ich weiß, dass Ängste und Verluste bloß Hindernisse auf einem langen Weg sind, sie aber niemals den Teil des Ganzen übersteigen oder überschatten dürfen, der uns Freude und Glück beschert. Im Endeffekt kam es in diesem Jahr genau darauf an, was hier eingeflossen ist; auf die hellen Tage mit Freunden, auf jeden Schritt, der beim Wachsen geholfen hat. Und zurückbleibt, was nicht wichtig genug ist, irgendwo zwischen den Zeilen verloren ging, das Komma, das doch nicht gesetzt wurde, eine Ausführung, auf die ich bewusst verzichten konnte, ein Name, der nie gefallen ist.

Froh bin ich insbesondere aus tiefstem Herzen über meine Blogeinträge und die zahlreichen Leser, die mich täglich an den Spaß daran erinnern, auch über die Leute, die sich die Zeit nehmen mich weiterhin kennenzulernen und zu begleiten. Es ist mir eine Ehre. Guten Rutsch, die besten Wünsche und bis nächstes Jahr!  Lena