In den letzten Jahren meines Lebens bereue ich nur eine Sache konkret, dass ich mich der Illusion hingegeben habe der Kontakt zu meiner leiblichen Mutter könnte eine Bereicherung für mich sein. Ich verzeihe mir, denn ich war jung und orientierungslos, aber von der ersten Sekunde an hätte ich ihre Missgunst, Ablehnung und die Bereitschaft mir viele Versionen und doch nie die ganze Wahrheit zu erzählen, deutlicher verstehen müssen. Es war ein Irrglaube, der durch einige Leute gestärkt wurde, anzunehmen, jemand gibt sein Kind weg und ist dann froh, wenn es später trotzdem den Kontakt sucht. Das war nie der Fall, ich bin für diese Frau eine Bedrohung, ein Fehler, ein großes Unglück, eine Schande, das weiß ich nun. Es ist mir in aller Härte bewusst geworden, obwohl ich mich nie als naiv oder realitätsfern eingestuft habe. Ich bin froh und dankbar für jegliche Unterstützung, die ich in schwierigen Zeiten erhielt, für die vielen offenen Ohren, die gut gemeinten Ratschläge und das Hineinschnuppern in eine kulturelle Welt, die mir an diesem Punkt nicht fremder sein könnte. Das Wissen anderer um mein Schicksal hat mir sehr geholfen, ich bin glücklich über die Vielzahl an Mitfühlenden, die ich auf diesen traurigen Fall einer großen Verleugnung und Lüge aufmerksam machen konnte. Irgendwann und irgendwie hoffe ich auf die finale Aufklärung der Vergangenheit, denn ich möchte wissen wer mein Vater ist und falls ich mich je unsachlich geäußert habe, dann nur aus meiner Verzweiflung heraus, dies selbst nicht herausfinden zu können. Ich weiß, wie wenig man meine Sichtweise nachvollziehen kann, aber glaubt mir, es ist schlichtweg traurig, keine Eltern zu haben und viele Jahre gegen die bösartige Abweisung seitens der biologischen Herkunft anzukämpfen. Im Endeffekt ist es das nicht wert, niemals, auch die besten Absichten können keinen dunklen Geist erretten. Möge Gott den Menschen verzeihen, die so viel ungerechtfertigtes Leid verletzten, ungeliebten Kinderseelen zufügen, ich werde es jedenfalls nicht tun.
