♥-lich willkommen auf meinem Blog. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich heiße Lena und komme aus Hessen. Ich hoffe euch gefallen meine Posts.

Dienstag, 7. Juli 2020

Meine "Mutter" meldet sich bei mir

Wie ist es das erste mal die Stimme seiner leiblichen Mutter zu hören? Die meisten von uns waren Babies als dieser Zeitpunkt kam und ich war genauso alt wie heute. Heute, das wäre der 56. Geburtstag meiner Adoptivmutter gewesen, kein schöner Zufall und Happy Birthday trotz allem. 

In den letzten Wochen habe ich verstärkt nach meinem biologischen Vater gesucht, habe Verwandte und Bekannte aus dem Radius meiner Erzeugerin angeschrieben, ein Stück weit meine Geschichte erzählt und auf Verständnis gehofft. Einzig wollte ich eine Person finden, die bereit wäre mir zu helfen und ein paar Fragen zu den Umständen von damals zu beantworten, ohne Erfolg, ohne Antworten, doch mit der Gewissheit etwas in Gang zu bringen, selbst wenn man mir keinen Glauben schenkte. Die ganze Lawine, die ich im Internet losgetreten hatte, erreichte tatsächliche meine leibliche Mutter, die im Wissen, dass ihr Ehemann noch immer nichts von mir ahnt, wohl keinen ruhige Minute mehr durchlebte. Erst schickte sie meine Tante vor, sie textete einer Freundin, dass man mit mir reden wollen würde und Informationen für mich endlich hätte. Ich traue ihr nicht, genauso wenig wie ihren Eltern, die sie seit Jahren manipuliert haben, meine Freundin blockte für mich das Gespräch ab und berief sich auf meine Aussage: Der Name meines Vaters, ansonsten werde ich nicht mehr zum Gespräch zur Verfügung stehen. Ich werde mich nicht hinhalten lassen oder ruhig zu stellen sein. Einen Tag später war der Druck auf meine Herkunftsfamilie wohl ins Unermessliche gewachsen und es passierte das, womit ich am wenigstens gerechnet hätte. Sie ließ mir die Nummer meiner Mutter zukommen und diese wäre bereit mir die Wahrheit zu sagen. Am Nachmittag telefonierten wir tatsächlich. 

Wer jetzt eine großartige emotionale Predigt erwartet hat, liegt daneben, von meiner Seite aus war das Gespräch recht monoton und emotionslos, wie wenn man mit einer gänzlich Fremden redet. Bitte hört mir auf von irgendwelchen übernatürlichen Verbindungen zwischen Mutter und Kind, da war nichts. Ich ließ sie erstmal erzählen, in Kurzfassung: Sie wurde als Kind mit zwölf von einer Gruppe junger Männer im Kosovo vergewaltigt, als sie gerade draußen war. Sie könnte mir keinen Namen geben, hätte einen Blackout gehabt und sei bewusstlos aufgewacht. Die Schwangerschaft habe sie erst nach dem dritten Monat bemerkt, ihre Eltern entschieden, dass ich abgegeben wurde, das war es. Das Gespräch dauerte etwa eine Stunde, diese drei Sätze keine halbe Minute, falls ihr euch fragt, was die restliche Dauer gefüllt hat: Hinter jedem Satz reihte sich in zahlreichen Wiederholungen die Bitte, nie etwas ihrem Mann oder anderen Verwandten von ihr davon zu sagen. Niemand außer ihren Eltern und ihrere Schwester hätten eine Ahnung, jedem, dem ich schrieb, habe sie gesagt, sie sollen mich ignorieren und blockieren. Diese traurige, fast Mitleid erweckende Geschichte sei alles  für mich gibt es nichts darüber hinaus nachzuforschen und raus zu finden. 

Versteht meinen imaginären Tonfall nicht falsch, die Story ist eine der plausiblen Erklärungen für ihre Vergangenheit, jedoch gibt es einige Gründe, die mich zweifeln lassen. Punkt 1, wieso hat ihre Familie dem Jugendamt eine völlig andere Geschichte erzählt? Was hat eine Urlaubsbekanntschaft mit einer Vergewaltigung zu tun? Wieso wurde mit Beständigkeit bekräftigt, es sei ein gleichaltriger, in Schweden lebender Mann gewesen? Vielleicht stimmt es, die Eltern haben sich alles ausgedacht, um vor dem Jugendamt besser dazustehen und den Familienruf nicht in Gefahr zu bringen, oder gar um zu vermeiden, dass die deutschen Behörden in Form von Polizei auf den Plan gerufen werden. Traurig, aber gut möglich, dass sie ihrer Tochter die Schuld dieser "Schande" andichteten und lieber ihren Namen und den des Täters schützen wollten, dennoch komisch. Punkt 2, sie handelte aus großer Not heraus, aus purer Verzweiflung, nicht aus Wohlwollen, da sie sich eh hätte melden wollen. Sie machte es, um die Gefährdung ihrer neuen Familie durch mich abzuwenden. Es wäre die perfekte Art, dass ich einerseits Ruhe gebe und andererseits ihr nichts weiter Böses antue. Zugleich würde ich ganz sicher unter diesen Umständen meinen Vater nie kennen lernen wollen. Punkt 3, und diesen möchte ich unter dem Vorbehalt eines eventuellen, bisher mit nichts wiederlegtem Trauma, nicht weit ausführen. Der Hergang der Vergewaltigung war recht schwammig, sehr konkreten Rückfragen unter der Gürtellinie hätten die Ausführungen nicht stand gehalten, ich habe es dabei aber belassen. 

Fazit. Mit einem gänzlichen Misstrauen ihr zu entgegnen, wäre schlicht und einfach falsch gewesen. Selbst, wenn der Ursprung meines Lebens ein anderer war, sie war dennoch mit zwölf Jahren ein Kind, das eine Schwangerschaft durchstehen musste, über dessen Kopf entschieden wurde, dass einem das eigene Baby noch im Krankenhaus entrissen wird. Jetzt ist sie erwachsen, für ihre heutige Situation fehlt mir jegliches Verständnis und das mit Recht. Ihr Mann hätte es längst wissen müssen, genauso wie meine Halbgeschwister sowieso von mir erfahren werden. Vor anderern Verwandten meine Existenz abzustreiten ist mehr als schwach. Trotzdem, sie klang nett, als hätte sie sich zumindest ein bisschen auch gefreut von mir zu hören. Es ist für mich okay wie es ist, ich muss gerade keinen weiteren Druck auf ihre Familie ausüben, um meinem Ziel näher zu kommen. Sollte ich irgendwann aber herausfinden, dass ihre Worte dreiste Lügen waren, dann Gnade ihr Gott.