Montag, 22. April 2013
Heute ist ein verrückter Tag, mir ist irgendwie alles klar geworden und sozusagen von mir abgefallen. Ich hatte ja akkute Probleme, einfach weil ich mich ständig an manche Dinge erinnern musste, an die ich nicht denken wollte, doch es war wirklich krasser, als gedacht. Ich konnte machen, was ich wollte, ob ich in der Schule war, bei meinem Freund oder einfach zu Hause, es hat nicht mehr aufgehört. Die Bilder, Kommentar oder geschriebene Sätze spulten sich unendlich oft hintereinander ab, die Gedanken kreisten kaum noch um etwas anderes, füllten meinen Kopf mit Hass und Abneigung. In der Nacht, vorm Einschlafen, ist es immer am Schlimmsten gewesen, ich hatte ab und zu wirklich das Gefühl, ich wär dem Durchdrehen nahe. Hilfe suchen? Wie sollte man mir denn helfen, offen darüber reden konnte ich gar nicht, würde eh keiner verstehen. Ich hab's selbst nie verstanden, wieso ich davon verfolgt war, deshalb fiel mir kein Ausweg ein. Heute früh bin ich aufgewacht im Wissen, dass ich nicht so weitermachen kann und werde, es ist viel zu belastend, da kam mir eine Idee. Ich nahm mir Zettel und Stift, schrieb alles auf, was mich ärgerte, fing an bei meinem Vater, dann meine Klasse und dann alle Leute, mit denen ich irgendwann mal eine Rechnung offen hatte. Es waren mindestens drei Seiten. Als ich fertig war, beschloss ich, das Geschriebene laut vorzulesen. Ach, wie gern ich es den Leuten auch in's Gesicht geschrien hätte, wäre das wohl nicht besonders gut ausgegangen. Wichtig, bei den Zetteln war, dass mein Freund und seine Vergangenheit nicht darin vorkam, für den gab's eine ganz eigene Reflektion. Damit machte ich mir Stück für Stück bewusst, dass das was früher passiert ist, gar nichts mit mir zu tun hatte, ob er mit ihr Schluss gemacht hatte, oder andersrum, was spielt das für eine Rolle in unserer Beziehung? Um so mehr ich nachdachte, umso einfacher wurde es dann und ich fühlte mich plötzlich viel besser. Ob ich diese quälenden Erinnerungen wirklich los bin auf Dauer, das ist fraglich, aber ich halte es zumindest nicht mehr für unmöglich. Und falls es so einfach nicht war, werde ich dennoch um jede Besserung erleichterter sein.