♥-lich willkommen auf meinem Blog. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich heiße Lena und komme aus Hessen. Ich hoffe euch gefallen meine Posts.

Sonntag, 27. Juli 2025

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Im Auge des Sturms

Die meisten Menschen heutzutage stören mich aufgrund gewisser Eigenschaften, zum Beispiel mangelnder Disziplin. Was ist so schwer daran geworden, sich selbst zu disziplinieren und wieso wird ständig der anscheinend so allgemeine Hedonismus als Ausrede benutzt, um ein Übermaß von stimmungsbasierten Entscheidungen zu rechtfertigen? Die Realität lässt meiner Beobachtung nach wenig Wunschdenken zu, vieles muss, wie ein unsichtbarer Zwang und weil es sich auf bestimmte Weise im Erwachsenenalter gehört. Ebenfalls soll vieles,  da das den Anforderungen entspricht und schon ewige Zeit Handhabe ist. Irgendwo haben diese Gepflogenheiten sicher ihre Daseinsberechtigungen. Darf man sich als Mensch dann anmaßen zu sagen, ich möchte aber dies und jenes und so verhalte ich mich nun auch? Vielen geht es vorrangig darum, nach Befinden und Empfindungen zu agieren und das bringt moralische Werte tatsächlich öfter ins Wanken, als dass es sie stärkt. Lust und Laune wirken sich selbstverständlich enorm auf die Art und Weise der sozialen Kontaktführung aus, so auch auf das (mögliche Nicht-) Eingliedern (Wollen) in gesellschaftliche Strukturen und das könnte langfristig zu einem Problem werden. Welche Qualitäten geraten damit ins Abseits? Verbindlichkeit schaffen, oder alles, was dazu führt. Sich bekennen, Stand halt, generelle Verlässlichkeit in Absprachen und Aussagen, damit einhergehend Vertrauen. Ebenso die Fähigkeit sich zu konfrontieren, kritisieren zu lassen, denn unangenehmen Situationen oder Gesprächen kann auch einfach aus dem Weg gegangen werden, wenn man sich gerade „nicht danach fühlt“. Meiner Meinung nach spielt auch Verantwortlichkeit eine tragende Rolle, wobei das englische Wort accountability mehr ins Schwarze zu treffen scheint. Manchmal glaube ich, den Leuten müssen die Argumente ausgehen oder die Anlässe, sich erklären zu wollen. Vielleicht aber weil ich eben nicht so bin, ich finde es wichtig sich zu begründen, vor allem, wenn man das Bedürfnis hat verstanden zu werden. Sich seiner Verantwortung zu entziehen finde ich dagegen ziemlich doof, dies ist häufig gepaart mit einem Mangel an Bewusst darüber, was man unter Umständen jemand anderem schuldig sein könnte. Diese „Eventualität“ außen vor zu lassen, nennt sich im übrigen Egoismus.  

Den zweiten Part nenne ich die Überbetonung der eigenen Erlebenswelt. Was ich nicht leiden kann ist der zunehmende Konsum von emotionalen Gütern wie Liebe, Aufmerksamkeit und sonstigen Zuwendungen. Ob das ein reines Interesse der heutigen Zeit abbildet, vermag ich nicht zu sagen, aber er häuft sich augenscheinlich. Die lasterhafte menschliche „Ich will aber mehr“ - Kultur untergräbt viele ausbaufähige Chancen und dass sich diese durch social media verschlimmert hat, ist allseits bekannt. In alle Richtungen breitet sie sich aus, bis sie letzten Endes unsere Gehirne und Herzen befallen hat, kaum eines verschont blieb. Wer wenig von etwas hat oder hatte, der ist wenig beeindruckt von mehr. Wer ständig mehr erprobt, ist seltener von weniger gesättigt. Natürlich möchte man das Beste für sich herausschlagen, aber wann sind wir wieder zufrieden mit dem, was uns im hier und jetzt erfüllt? Gibt es das überhaupt noch? Zum Glück lautet meine Antwort ja und das ist ein nachweislich schönes Gefühl. Ich mag das, das Festhalten an dem, was einem Freude brachte, egal wann und in welchem Ausmaß. Bereichernd sind die Hobbys gewesen, denen man nachgegangen ist, oder die Interessen, die entstanden. Natürlich auch an den Personen von früher oder in der Gegenwart. Als ich klein war, hab ich mir immer genau einen Menschen für mich gewünscht, der mich stetig begleiten soll. Nicht präzisiert, ob es unbedingt der Partner ist oder schlicht eine Freundin. Und jetzt? Wäre ich mit genau dem selben zufrieden. Mehr Kontakte machen nicht proportional glücklicher, sie erhöhen allenfalls die Chance auf Enttäuschungen. Weniger Kontakte machen nicht weniger glücklich, nach meiner Erfahrung ist weniger manchmal wirklich mehr. Bescheidenheit ist sowieso ein unterschätztes Gut der Neuzeit, oder auch Zurückhaltung und Stille. Bei sich zu bleiben, bedeutet nicht nur an eigenen Bedürfnissen orientiert auszuarten, sondern sogar öfters das genaue Gegenteil. 

Ich bin für Wandel und Entwicklung, das möchte ich klarstellen, insbesondere, wenn wir von intrinsischen Antrieben sprechen zu eigenen Standards hinzuarbeiten. Aber insgesamt bin ich ein bisschen mehr noch für das Aufrechterhalten von Dingen, die wir in der Vergangenheit gewählt haben oder zumindest für uns annehmen konnten, selbst wenn sich Gefühle in der retrospektiven Betrachtung verändern dürfen. Eigenwillig erscheint mir die Gesellschaft, die viel Platz für vergängliche Eindrücke einräumt und wenig oder gar nicht beharrlich wirklich nachvollziehbare Gründe und Prämissen ersucht. Leichtfertigkeit und lapidare Haltungen sind der Kern vieler Missverständnisse und ich denke, es ist an der Zeit in dieser Hinsicht wieder höhere Ansprüche an ein Miteinander und sich selbst zu stellen. Was man will und was man letzten Endes braucht für ein gutes Verhältnis von Ich und Außenwelt sind sicherlich zwei verschiedene Dinge. Aber das kommt auch von jemanden, der bekanntlich eine Handvoll Freunde hat und seit 14 Jahren in ein und den selben Blog einträgt. Mich beeindruckt so leicht kein Überangebot dieser Welt, außer vielleicht das des Fernsehprogramms der Arte-Mediathek.

Sonntag, 8. Juni 2025

Neue Erkenntnisse

Ich weiß, dass mein Leben nie einfach gewesen ist. Seit ich Denken kann umgibt mich etwas, das andere nicht haben, irgendeine Art Aura schätze ich, aber in jedem Fall etwas Mysteriöses. Zum einen finde ich das cool, denn viele Menschen fühlen sich dadurch wie magnetisch angezogen und besondere Verbindungen können entstehen. Zum anderen passieren mir zudem Dinge, die unter normalen Bedingungen nicht passieren sollten, von denen manche nur in Büchern oder Filmen hören oder hiervon im Blog zu lesen ist. Wenn ich sage, dass meine Stille zweierlei bedeuten kann; ein absolutes Hoch oder das komplette Gegenteil, weiß man zumindest, es handelte sich um eine äußerst transformative Periode. Und welche Einsichten diese mit sich brachte, darum geht es jetzt. 

Außenstehende haben nur bedingt Zugang zu meiner emotionalen Seite, wer mich kennt, kann sich grob denken, wie es in meinem Inneren aussieht, aber bloß ich selbst habe volle Kenntnis darüber. In Wahrheit sieht es so aus, dass ich gerne romantisiere, es jedoch versuche nicht durchscheinen zu lassen, denn wenn jemand weiß, wie mich ab und zu Gefühle leiten, dann könnte er mir gefährlich werden. Edgar Allan Poe schrieb einst in seinen Briefen: "I was never really insane, except on occasions where my heart was touched" und das sollte auch besser niemand mitbekommen. Für mich mich sind solche Momente sehr rar, da ich mich als verschlossen wahrnehme und Nähe mag ich auch nicht sonderlich. Auch nicht gegenüber Freuden, aber schon gar nicht bei Fremden, ich kann zwar extrovertiert sein, doch ich sehe keinen Nutzen darin. Ich verstehe das Konzept dahinter nicht, um jeden Preis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung von Außen zu streben, simpel ausgedrückt; es gibt mir nichts. Meine Zurückhaltung macht für mich weitaus mehr Sinn, eine gewisse Nüchternheit, die damit verbunden ist. Noch nie bin ich ein Mensch gewesen, dem die Bestätigung meiner Meinung oder meines Selbstbildes wichtig war, weder im realen Leben noch online. Ich schreibe für mich und poste für mich, eben das, was ich mir Lustiges, Nettes oder Lehrreiches zurechtlege und festhalten möchte, schon immer. Es ist deshalb schwierig für mich, in diese Richtung kritisiert zu werden, schlimmer noch, unterstellt zu bekommen, es sei doch "so". Blöderweise geht mit Echtheit und Authentizität einiges Negatives einher, diese Art reizt und provoziert die Leute noch deutlich mehr, als eine aufgesetzte Fassade, die eine bestimmte Wirkung auf den Rezipienten beabsichtigt. Aus Gründen habe ich viele Bewunderer, aber bin auch des Öfteren zur Hassperson oder zum Zentrum einer Obsession geworden. 

Es fällt mir seit eh und je schwer, meinen Part in allem zu identifizieren, oder herauszufinden, was ich verändern könnte, außer mich weiter von allem und jeden abzukehren oder wenn überhaupt, oberflächliche Bindungen einzugehen. Tatsächlich  gehe ich aktiv Begegnungen und Gesprächen aus dem Weg, ignoriere Nachrichten und Kommentare, um bloß keine Konfrontationen mit den Fantasien irgendwelcher Personen zu erleben, denn dafür habe ich zu oft einen Denkzettel bekommen. Wofür? Dafür, nichts objektiv falsch gemacht zu haben und augenscheinlich doch ein Talent zu besitzen, in die schrägsten Situationen und Stories hineinzugeraten, einfach weil ich, ich bin. Ein Mensch mit Charakter und Geschichte zu sein reicht, besonders als Frau, das musste ich wohl final einsehen, wollte ich bloß lange nicht, weil ich dachte, in eine ungesunde Denkweise zu geraten, wobei diese letztlich dem Selbstschutz dient. Ich wünschte mir, ich wäre manchmal weniger ich gewesen, hätte stattdessen eine unangenehmere überheblichere Seite rausgelassen, ein bisschen mehr geschauspielert, gelogen oder für künstliches Drama gesorgt, wie andere das tun. Aber ich war immer "bei mir", habe danach gehandelt, wie ich denke, so gedacht, wie ich fühle, nicht wie Dritte mich verstehen könnten, missverstehen würden. Das war mein größter Fehler, heute nenne ich mich naiv, wenn auch nicht im eigentlichen Sinn. Aber ich habe definitiv zu wenig berücksichtigt, dass die Menschheit nicht an meinem Maß zu messen ist, sondern eigene Deutungen entwirft, die meinen widersprechen und diese sind zu Problemen geworden, für die ich mich anfangs nicht in der Verantwortung sah. Ich will partout nicht sein, was andere aus mir machen, sagt mir beispielsweise jemand etwas über mich, dann weiß ich sofort, ob es wahr ist und wenn nicht, dann werde ich mich verteidigen, ja, ich werde alles dafür geben, jenen Fehler im Kopf meines Gegenübers aus der Welt zu schaffen und anstelle dessen, meine Version verständlich darzulegen. Trotz meiner zugegebenen Stur- und Beharrlichkeit, klappt das nicht gut und nicht immer, ich mag diesen Kontrollverlust nicht. 

Wirklich unangenehm wird es, wenn die fälschliche Interpretation meines Selbst bei einem mir sehr nahestehenden Individuum auftritt, das ist wirklich das, was mich am ehesten in den Wahnsinn treibt. Ich weiß, es passiert nur einmal in zehn Jahren, aber es gibt exklusive Empfindungen in mir, die sich auf eine Person richten. Bindungen solcher Tiefe besitzen immer eine Dimension, die mich ins Straucheln bringt, besonders dann, wenn es darum geht, gewisse Ansichten abzuwehren, ohne mich wirklich von ihnen erschüttern zu lassen. Abwegig sind mir Konzepte wie emotionales Aushungern, Missgunst, Machspiele, Racheakte oder Betrügereien. Ich möchte weinen, wenn du deine Brotdose auf der Arbeit vergessen hast, ich kenne deinen gebrochenen Knochen als Kind... ich hab dich in meinen Armen gehalten und du denkst, das... von mir? Was es auch ist, das nicht meiner Version von Liebe entspricht, d.h. in Abkehr steht zu moralischem Handeln, viel Geduld, Vertrauen, Austausch bei Problemen statt Schweigen und der Gewissheit, zu bleiben, kränkt mich durchaus sehr. Ich muss die Liebe leben, die ich möchte, aber scheinbar auch ein bisschen damit abschließen, zu erwarten, dass ein Partner diese genauso erwidert, denn jeder richtet sich nach seiner eigenen Perzeption. Keine ist "die richtige" oder perfekt, aber immer ein Ausdruck oder Abbild der dahintersteckenden Persönlichkeit und ihrer Erfahrungen. Letztere ist der Auslöser, wieso von Grund auf liebevolle Menschen von den gängigen Werten nicht mehr überzeugt sind. Ich auch nicht, würde ich mich nach meiner vorherigen Beziehung richten, aber ich lese zu viele Gedichte und romantisiere meinen ganzen Alltag, haha. Angeblich sollte man sich jemanden suchen, der die selbe "love language" spricht, aber ich tue das nicht, weil meine Sprache manchmal zu kompliziert ist. Bis auf die allgemeingültigen Werte, mit denen ich mich durchaus identifizieren kann, agiere ich selbst auch untypisch, gerade weil mich bspw. offensichtliche Intimität schüchtern werden lässt. Die Tatsache, dass ich mich "eher" verschachtelt und analytische ausdrücke, aber eigentlich etwas total Deutliches zum Ausdruck bringen möchte, spiegelt sich in meinen zwischenmenschlichen Aufeinandertreffen. Vielleicht bin ich gar nicht so einfach zu lesen, wie ich es immer angenommen habe. Und wenn doch und ich das Reduzierte abgelegt habe, dann herzlichen Glückwunsch, du warst der eine in zehn Jahren.