Nullpunkt mal wieder erreicht, heute ist der Geburtstag meines Vaters, ich habe ihm nicht gratuliert. Wieso auch? Wieso sollte ich ihm alles Gute sagen, wenn ich ihm doch den Tod wünsche? Aber das war nichts das Schlimme, es ging erst los, als ich diese nette Sms von der Freundin meines Dads erhielt: Wie anstandslos, egoistisch, respektlos und ohne jegliche Achtung du dich deinem Vater gegenüber verhälst. Du selbst erwartest nur und forderst nur, aber geben willst du nichts. Armes Geschöpf! Sabine. Kurze Zeit später erhielt ich sogar noch eine zweite: Sammel die Sms ruhig, zeig sie dem Jugendamt oder deiner gestörten Tante. Danke.
Ihr müsst euch vorstellen, dass sowas fast jeden Tag vorkommt, ich ignoriere es und lösche die meisten Sms. Antworten werde ich nicht, denn diese Art der Konversationen sind unter meinem Niveau. Aber es sollte noch toller kommen, ja richtig gehört. Ich saß auf der Couch, sah fern, plötzlich klingelte es an der Tür, es war Michaela, die scheinbar in der Nähe war und kurz vorbei schaute. Sie ist die Mutter von Annika, die ich schon mein Leben lang kenne und die auch einiges über meine familiäre Situation weiß. Klar, dass ich dachte, sie würde meinem Vater einfach gratulieren, doch es sollte sich ein neuer Abgrund auftuen. "Wie läufts denn so bei euch zu Hause?", hatte ich nichts ahnend gefragt, denn sie und ihr Mann waren ja auch schon 20 Jahre verheiratet und glücklich... äußerlich. Da fing sie auf einmal an: "Ich werde mich vom Peter trennen." Geschockt hatte es mich wirklich, niemals wäre ich darauf gekommen, sie erzählte die Geschichte, dass es nicht mehr passe und er auf Dauer zu bestimmend sei. Es war aus, endgültig, soviel stand fest, auch für mich war es eine Veränderung, wieder einmal brach eine Stütze von außerhalb zusammen, einfach so, mit der Scheidung hatten sie genug zu tun, besonders wie man es denn der Annika beibringen könne. Sie ist das komplette Gegenteil von mir, für ihr Alter klein, zurückhaltend und sehr sensibel, sie wird viel weinen, für sie war ihr Vater sowas wie ein Heiliger und jetzt ist er der, der die Trennung ins Laufen brachte. Hm, naja weiter im Konzept. Mein Vater wollte dann mal einige Minuten mit Michaela alleine reden, hat mal wieder so getan, als hätte ich von nichts 'ne Ahnung, aber ok, ich ging auf mein Zimmer, obwohl nein, das tat ich selbstverständlich nicht, ich setzte mich ins Treppenhaus und belauschte. Es wurde nicht viel neues gesagt, nur sie jammerte ein wenig rum, wie schlecht es ihr ging, sodass mein Vater gleich einstieg, hier ein paar kleine Auszüge, was er mir so vorwirft: "Lena ist eiskalt und rücksichtslos, ich hoffe und denke aber auch nicht, dass Annika jemals so sein könnte. Ihr habt wirklich Glück, dass sie ganz anders ist" ... "Lena hat nach und nach all ihre Freundinnen zurückgestoßen, ich sags dir, eine nach der anderen, man kommt halt nicht mehr klar mit ihr, niemand." ... "Sie hat mich soweit gebracht, dass ich Depressionen habe und sagt, ich käme mit meinem Leben nicht klar, müsste in Therapie, dabei ist es wohl genau andersrum." Zu der Zeit konnte ich das fast nicht mehr ertragen und wollte schon runterrennen um mich aufzuregen, doch gerade in dem Moment kam eine Sms von B., er fragte wie es mir denn so ginge und was ich so mache. Haha, wie solls einem schon gehen, scheiße schrieb ich und nannte in drei Sätzen den Grund. Ich hätte gerne genauer mit ihm 'gesprochen', aber er ist eben nicht Marius, er weiß zu wenig, aber das was ich ihm schrieb, schien er zu verstehen. "Ach bitte! Lena, du bist vielleicht manchmal etwas weird oder verschlossen, aber eigentlich, wenn man dich richtig kennt, bist du sehr nett, witzig und sogar ziemlich süß. Lass dich da nicht so runterziehen, er hat sich doch nicht für dich interessiert, er ist selber Schuld. Ich bin für dich da, das wird schon wieder." NEIN, ES WIRD NICHT WIEDER.
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